Wolfgang Baumann arbeitet an einem Buch zu der bekannten Regensburger Fürstin. Einige Passagen aus dem Projekt mögen die Grundzüge der Arbeit aufzeigen.
Regensburg, den 16. Juli 2014
1 Margarete und Albert von Thurn und Taxis, offizielle Porträtphotographie zur Goldenen Hochzeit 15. Juli 1940
Fotopostkarte, Kat. Nr. 217
Napoleon hatte die bunte Hoftracht in der Männerbekleidung samt Brillantschmuck abgeschafft. Sie war aristokratisch und somit in Paris lebensgefährlich. Die militärische Kleidung mit Orden als einzigen männlichen Schmuck war allein hoffähig. Nicht militärisch auftreten zu können, war ein gesellschaftlicher Makel.
Die Aufnahme entstand vor dem barocken Schlachten-Wandteppich der unterlegenen Torriani – der Stammväter der Taxis – gegen die Visconti im Vorzimmer zum Silbersalon im Ostflügel des Schlosses St. Emmeram in Regensburg.
Margit in ihrem (?) Hochzeitskleid trägt das Perlendiadem und die Perlen-Corsagebrosche. Schräg über die Brust geführt hat sie das dunkle Ordensband – Kordon – des Ehrengroßkreuzes des souveränen Maltheser Ritterordens angelegt. Wie zur Hochzeit 1890 tritt Albert in der “antiquierten”, grünen Uniform mit Aufschlägen und Brustklappe in Rot des kgl. bayerischen II. Chevaulegerregiments Taxis auf. Seit 1885 besaß Albert wie schon seit Zeiten seines Großvaters automatisch die erbliche Würde der Ehren-Inhaberschaft des Regimentes im Rang eines Oberst bis zu dessen Auflösung 1919. Der Juwelenliebhaber hat den zur Uniformfarbe Dunkelgrün farblich passenden Schmuckorden vom Goldenen Vlies mit Smaragden gewählt. Größere Feierlichkeiten zur goldenen Hochzeit entfielen in der Kriegszeit.
Geleitwort von Margits Enkel Prinz Albert (+2012)
“Zur Erinnerung an die Fürstin Margarethe von Thurn und Taxis”Mit der Bearbeitung eines fundierten Buches über meine verehrte Großmutter mütterlicherseits Fürstin Margarethe von Thurn und Taxis legt der Regensburger Historiker Dr. Baumann erstmals eine bedeutsame Veröffentlichung zur Geschichte des durch die Postentwicklung bekannten Hauses Thurn und Taxis der interessierten Öffentlichkeit vor. Diese Vertreterin eines deutschen, österreichischen und europäischen Fürstenhauses verdient mit ihrem bisher noch nicht gewürdigten beispielhaften Lebenswerk auch für die Zukunft weiterhin Beachtung, handelt es sich doch um eine in der Tat mehr als herausragende Persönlichkeit der Geschichte.
Als Enkel von Fürstin Margarethe und ihrem Gemahl Fürst Albert von Thurn und Taxis besitze ich noch heute persönlich gute Erinnerungen und konnte bei verschiedenen Gelegenheiten dieses fürstliche Paar näher kennen und schätzen lernen. So ist es auch dem Autor dieses Buches zu danken, dass er diese wesentliche Frau der Vergessenheit entreißen konnte. Daher möchte ich auch der vorliegenden Publikation eine weite Verbreitung wünschen. (…)
Fotopostkarte 15. Juli 1950. in der Mitte Elisabeth Helene, die einzige Tochter Margits und Alberts, rechts außen der Autor dieses Geleitwortes Prinz Albert, dessen Taufpate Fürst Albert von Thurn und Taxis war.
Lebendig sind mir auch meine Anwesenheiten bei Arbeiten meiner Großmutter Margarethe in ihren Ateliers in Regensburg und Schloß Taxis in Württemberg. Dabei konnte ich viele Malereien von Bildern und Bearbeitungen von Denkmälern in ihrer Entstehung beobachten. Viele dieser Werke sind noch in der Gegenwart in Regensburg oder Besitzungen im süddeutschen Raum zu bewundern. (…)”
Sehr gut kann ich mich noch erinnern, als wir in Prüfening mit allen Cousinen und Vettern noch vielfach als kleine Kinder einen großen Spaziergang unter der Leitung unserer Großmutter unternahmen. Damit konnte darauf hingewiesen werden, dass wir in der Tat eine große Familie darstellten.
So könnte ich noch auf verschiedene Betätigungen und Anlässe meiner Großeltern hinweisen. Dabei beeindruckten mich auch die verschiedenen Abendessen oder Diners, bei denen die Großeltern in Abendkleidern oder Frack bzw. Smoking erschienen. Das war eine Verpflichtung, bei der wir auch als Enkelkinder festlich gekleidet erscheinen mussten. Leider ist dies in unserer heutigen Zeit nicht mehr möglich, aber die Erinnerung ist mir noch immer eine schöne und unvergessliche Rückschau.
Abschließend möchte ich meinem historischen Fachkollegen Dr. Baumann für die bedeutsame Darstellung des Lebenswerkes meiner Großmutter Margarethe von Thurn und Taxis sehr herzlich danken. Es handelt sich doch um eine wichtige Publikation, für die jeder Historiker oder Kunsthistoriker, aber auch jeder historisch interessierte Laie mit Interesse zugreifen sollte.”
Dr. phil Dr. h.c. Albert Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen. München im Juli 2010
Gerne denke ich an die wertvollen Gespräche mit dem 2012 verstorbenen Historiker. R.I.P.
VorwortDie älteren Regensburger kennen sie noch, die 1955 verstorbene Fürstin Margarete. Eine Dame erzählte mir, daß sie als Kind auf dem Schulweg zu den Müllerischen öfter die Fürstin im Schloßpark reiten gesehen habe. Besonders eindrucksvoll sei für sie der aufrechte Gang der alten Fürstin gewesen.
Die Regensburger, die als Kinder das Glück hatten, in Assistenz Ihrer k. u. k. Hoheit der Frau Fürstin in der Kinderklinik operiert worden zu sein, vergessen dies nie. “Die Operation ist sehr gut verlaufen, meine Frau war dabei” berichtete Fürst Albert, als er meinen Großvater Ludwig Baumann (1886-1946) im Antiquitätengeschäft in der Obermünsterstraße auf seinem Stadtspaziergang besuchte. Der neunjährige Eduard Baumann war tags zuvor in der Kinderklinik von Dr. Walther Reinemer am Blinddarm operiert worden.
2 Franz Dallago (1890-1950), Porträtphotographie von Ludwig Baumann, Regensburg um 1940
Photographie, Vintage
Der aus einer Meraner Industriellenfamilie stammende Dallago kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Regensburg und sollte ein überregional bekannter Porträtphotograph werden, der auch höhere Preise verlagen konnte. Seine Spezialität waren Nahporträts mit starken Kontrasten.
Ludwig Baumann hatte als “Altwarenhändler” 1909 den Handel mit “Altertümern” begonnen. Da sein Schwager Schneidermeister war, trug er stets gut sitzende Anzüge von bestem Tuch. Den angemessenen Umgang mit “der Durchlaucht” verstand er glänzend, so dass Albert gern in sein Antiquitätengeschäft kam.
Die Kenntnis der persönlichen Feiertage des Regensburger Fürstenhauses zu kennen, war nicht nur Pflicht für die fürstlichen Bediensteten, sondern auch für die Regensburger Geschäftsleute. Zu den Geburts- und Namenstagen des Fürstenpaares schuf Ludwig Baumann legendäre Schaufensterdekorationen in der Auslage seines Antiquitätengeschäftes Obermünsterstraße 12.
Im Zentrum stand eine Porträtphotographie des Fürsten bzw. der Fürstin, die mit Blumen geschmückt war. Auf dem Blumenschmuck und den Lorbeerbäumen lies mein Großvater es nicht bewenden. Eigens für diese Festdekoration ließ er vier Putti in Lindenholz schnitzen und fassen. Sie tragen die fürstlichen und das österreichisch kaiserliche Wappen. Besonders geeignet für diese Inszenierungen waren die geöffneten Tabernakel an den Aufsätzen der süddeutschen Barocksekretäre. Die Fürstenengel und die Porträtphotographien sind erhalten. Der Fürst schätzte diese Aktionen.
Abb. 7 Walter Sanders, Albert bei seinem Stadtspaziergang vor dem Haus Obermünsterstraße 12 in Regensburg Anfang Mai 1949 – “Shopwindow … Some were decorated for his birthday.” Fotografie aus “Life”, New York, August 1949, S. 85.
Ohne den Fürsten zu bemerken betrachten Frauen genau die Schaufensterauslage von Gertrud Tobisch (1919-2012) im Haus Obermünsterstraße 12. Links von dem Handarbeitsgeschäft lag damals das Antiquitätengeschäft Baumann, das leider im Bild nicht mehr erfasst ist. Dort arrangierte im Mai 1949 die Witwe Anna Baumann mit ihrem Sohn Eduard die traditionelle Dekoration mit der Porträtphotographie des Fürsten, die der Fürst persönlich gerne anschaute. Der originale Bildtext in der amerikanischen Illustrierten “Life” erwähnt ausdrücklich diese Schaufensterdekorationen zum Geburtstag des Fürsten am 8. Mai: “SHOPWINDOW engages prince´s attention briefly. Some were decorated for his birthday.”
Dass die tote Fürstin 1955 in der Tracht einer Rot-Kreuz-Schwester aufgebahrt worden war, wissen noch viele Regensburger. Das Leben der Fürstin verlief ohne Skandale. Sie war eine Erzherzogin wie im Bilderbuch und für die Regensburger die Fürstin. Fürstin Margarete (1870-1955) stammte aus der ungarischen Linie des Hauses Österreich. Margit – wie man sie ungarisch nannte – wuchs in der Burg in Budapest und im nahen Sommerschloß Alcsut auf. Als dreijährige habe sie dem damals sechsjährigen Prinzen Albert von Thurn und Taxis versprochen, ihn einmal zu heiraten. Tatsächlich durfte Fürst Albert 1890 die Erzherzogin als Braut nach Regensburg führen. Margit war künstlerisch als Malerin und Bildhauerin tätig. Als sportliche Reiterin saß sie besser im Sattel als ihr Gemahl. Ihre Fürsorge galt den kranken Regensburger Kindern. Als Operationsschwester assistierte sie gerne bei chirurgischen Eingriffen. Als bisher einzige Frau wurde ihr 1950 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Regensburg verliehen. Zu ihrem Tod im Jahre 1955 schrieb ihr Schwiegersohn, daß dieses ihr Ableben “ganz Ihrem Leben entsprach – tapfer hingenommen – gross bis zuletzt – eine echte Nachkommin der Kaiserin Maria Theresia”.
(…)
Margarete verhalf dem Hause Thurn und Taxis zum höchsten gesellschaftlichen Aufstieg in der Klassengesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg in Mitteleuropa. Dass diese Welt auch nach 1918 – ja sogar nach 1945 – in Regensburg ungeschmälert weiterlebte, ist ein Kuriosum. Darüber berichten die alten Regensburgerinnen und Regensburger noch heute gerne mit viel Begeisterung.
Es geht dem Autor nicht um eine blose Biographie mit Illustrationen zum Leben einer hochgestellten Erzherzogin der k.u.k. Epoche und darüber hinaus. Margaretes künstlerische Aktivitäten als Dilettantin und ihre durch historische Photographien authentisch überlieferten Wohnräume als Beispiele der Interieurkunst des Historismus wollen die Fürstin als eine in der bescheidenen Regensburger Stadtgesellschaft präsente Persönlichkeit von europäischem Interesse in schönen Bilddokumenten vor Augen führen und aufleuchten lassen.
Fürstin Margarete von Thurn und Taxis
(1870-1955)
Margarete Clementine Marie
Erzherzogin von Österreich
königliche Prinzessin von Ungarn und Böhmen
Sternkreuzordensdame
Ehrengroßkreuz – Ordensdame des souveränen Maltheser Ritterordens
Trägerin der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Regensburg
Ehrenbürgerin der Stadt Regensburg
und der Gemeinde Dischingen
Prädikat: Ihre kaiserliche und königliche Hoheit
Fürstin Margarete von Thurn und Taxis, Miniatur, Wien 1891
Die sogenannte “Elisabeth-Frisur” war auf dem dritten Wiener Friseurkongress 1885 genau definiert worden, “wie viele Zentimeter die Stirnfrisur haben durfte bzw. musste, als Aufputz war Granat- und Brillantschmuck Pflicht. Das fertige Produkt wurde leicht mit Gold- und Brillantenstaub gepudert und mit silber- oder goldfarbenen Netz umschlossen.” Als “Aufputz” ließ sich Margit eine Haarnadel mit Diamanten und zwei großen tropfenförmigen Perlen in die Haarkrone stecken.
Die Titel und das Prädikat der Fürstin Margarete spiegeln die besondere Konstellation einer Ehe zwischen hochadeligen Personen verschiedenen Standes wieder. Die Erzherzogin aus einer dem Range nach höheren Familie hatte unter ihrem Stande geheiratet; eine Tatsache die ihr in einer Epoche, die eine ausschließliche Männergesellschaft war, eine geradezu emanzipierte Stellung im Familienleben der Thurn und Taxis verschaffte. Juristisch präzise formulierte der “fürstliche Justiz- und Domänen-Assesor” Anton Lohner 1895 die Situation so, dass
“die höherstehende Gemahlin ihren angeborenen Rang behält und neben dem durch die Ehe erworbenen Titel ihren ursprünglichen fortzuführen berechtigt ist. Es führt demnach die derzeitige durchlauchtigste regierende Fürstin neben dem Titel “Fürstin von Thurn und Taxis” auch den Titel “Erzherzogin von Österreich”, “Prinzessin von Ungarn und Böhmen” mit dem Prädikate “kaiserl. und königl. Hoheit”.
Formal konnte dieser Standesunterschied zum Beispiel in der Anzahl der angespannten Pferde sichtbar dargestellt werden. Margarete durfte sechsspännig fahren, ihr Gemahl nur im Viererzug. (…)
Eine umfassende Biographie zur Fürstin Margarete fehlt bisher. Ausgangspunkt für die meisten Aufsätze über die Fürstin ist die zu Ihrem 60. Geburtstag veröffentlichte Lebensbeschreibung, die vom Fürstenhaus verfasst im Regensburger Anzeiger 1930 gedruckt worden ist. Zum 80. Geburtstag erschien eine ganze Zeitungsseite über die Fürstin mit einem Text vom Hofmarschallamt. Die Zeitungsartikel zum Fürstenhaus in der Regensburger Presse waren stets positiv in der Tradition der Hofberichterstattung vom fürstlichen Hofmarschallamt oder den fürstlichen Archivaren geschrieben worden. Skandale wurden nicht ausgebreitet. Fremde Journalisten sah man ungern zu diesem Thema. Obwohl es keine Skandale um die Person der Fürstin zu fürchten gab, war die Regensburger Presse nicht bereit einen Artikel von Edith Henke über die Fürstin Margarete zu veröffentlichen. Aus Heidelberg schickte die Journalisten erst viel später 1982 dem Fürsten Johannes ihr Manuskript, das auf ein eineinhalbstündiges Interview mit der Fürstin zurückging. Leider ist dieses wichtige Interview nicht mehr auffindbar.
Der fürstliche Oberarchivrat Dr. Josef Stail verfasste 1955 den Nachruf zum Tod der Fürstin, der zusammen mit der Predigt von Erzbischof Dr. Michael Buchberger als Sonderdruck erschien. Diese kurze Vita des Archivars ist die erste posthume Biographie zur Fürstin in der antiken Tradition der Lobrede, des Panegyrikos: Der Tagesablauf und ihr soziales und künstlerisches Betätigungsfeld werden beschrieben. Der Kunst- und Gewerbeverein in Regensburg veranstaltete 1982 eine Ausstellung zu vier Regensburger Künstlerinnen der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, darunter auch zur Fürstin. Von ihr waren 49 Werke repräsentativ ausgewählt worden. Der kleine Ausstellungskatalog gibt mit knappen Werktiteln die Objekte wieder und enthält 16 Schwarzweißabbildungen.
Im Zusammenhang mit der 1991 eingereichten kunsthistorischen Dissertation des Autors über den Historismus-Schlossbau St. Emmeram in Regensburg wurde auch das Leben und Werk der Fürstin beschrieben. Dabei flossen wertvolle Informationen von einem Sohn der Fürstin, Pater Emmeram OSB (1902-1994) mit ein.
Wichtige neue Erkenntnisse zum künstlerischen Werk Margits mit dem Schwerpunkt Sommerschloß Taxis und Dischingen publizierte Ursula Angelmaier 2004 (siehe unten Literatur).
I. Margit – die ungarische Erzherzogin wird als Fürstin Thurn und Taxis eine “Weltdame”
14 Anonymer Photograph, Die Familie des Erzherzogs Josef, wohl Budapest um 1888
Reproduktion einer Photographie in Sonderdruck “Zum 60. Geburtsage”, Regensburg 1930
Das Gruppenporträt entstand in einem Atelier vor einem gemalten Landschaftshintergrund. Erzherzog Josef (1833-1905) in Uniform und seine Gemahlin werden gerahmt von den beiden älteren Töchtern, die in hellen Kostümen gekleidet sind. Links Maria Dorothea und rechts die jüngere Margit, die den Betrachter anblickt. Sie trägt über ihren Schultern ein Hermelin-Cape.
1. Die ungarische “Soldatentochter” – “Sie spricht sogar deutsch”
Am 6. Juli 1870 wurde auf dem ungarischen Sommerschloß Alcsut die dritte Tochter des Erzherzogs Joseph und seiner 13 jahre jüngeren Gemahlin Klothilde geboren. Das Kind erhielt den Namen Margit und der Name war ein Bekenntnis zur ungarischen Nation.
15 Hans Krempel (Entwurf), Hofglasmalerei Georg Schneider jun. (Ausführung), Glasbild Margareta von Ungarn, Hauskapelle Elisabethinum, Regensburg 6. Mai 1955
Zeitungsdruck. Kat. Nr. 100
Kurz vor ihrem Tod am 2. Mai 1955 stiftete Margit für die Hauskapelle des Altenheims Elisabethinum in Regensburg ein Fenster mit der Darstellung ihrer “seligen” Namenspatronin mit der Inschrift: “B(eata): MARGARETA HUNGARIA.” Darunter ist wie bei den mittelalterlichen Glasfenstern im Regensburger Dom das von der Stifterin geführte Allianzwappen zu erkennen. Das Fenster ersetzte eine im Krieg zerstörte ältere Glasfensterstiftung der Fürstin zu Ehren ihrer Namenspatronin. Von dort übernahm man die Inschrift ohne sie auf “Sancta” zu aktualisieren.
Das Fenster wurde zusammen mit einem zweiten Glasbild, das den Namenspatron ihres Gemahls Albertus Magnus zeigte, Ende Mai 1955 eingebaut. Seit dem Abbruch der Hauskapelle des Elisabethinums sind die gestifteten Glasbilder verschollen. Krempel war ein begabter Zeichenlehrer am Neuen Gymnasium (Albrecht-Altdorfer Gymnasium), den der Autor noch als Lehrer erleben durfte.
(…)
Der zweite und dritte Vorname “Clementine Marie” beziehen sich wie Knotzer wohl richtig vermutet auf den berühmten Wiener Priester, Aufklärungsgegner und Redemptoristen Klemens Maria Hofbauer, den offensichtlich Margits Eltern sehr verehrten. Auch Margits Bruder Joseph führte unter seinen Vornamen “Clemens Maria”. Die sterblichen Überreste des 1820 in Wien verstorbenen Hofbauer waren 1862 in die Wiener Kirche Maria im Gestade überführt worden.
Margareta wurde in der Familie ungarisch “Margit” ausgesprochen. Später in Regensburg unterschrieb die Fürstin Photographien, Briefe und sogar offizielle Schreiben mit ihrem ungarischen Namen Margit. Auch ihre Aquarelle und Ölbilder sind allein mit dem ungarischen Vornamen signiert. Ihre bildhauerischen Werke monogrammierte sie meist mit “MV” für Margit und den Nachnamen Valsassina, der eine Reverenz an das Haus Thurn und Taxis darstellt, mit dem sich die Fürstin um 1910 offensichtlich voll identifizieren konnte. (…)
Schloss Alcsut und die Villa Giuseppe
Margits Geburtsort Schloß Alcsut war der Sommersitz der Familie, die auf der Burg in Budapest offiziell residierte. Das Sommerschloß mit ausgedehntem Grundbesitz und Ökonomie lag ca. 40 km westlich von Budapest in einer fruchtbaren Ebene. Alcsut (heute Alcsútdoboz) war ein klassizistisch geprägtes Schloßgebäude mit weitläufigen Gartenanlagen und alleengesäumten Auffahrten. Die Ökonomie galt seit Beginn des 19. Jahrhunderts als ein landwirtschaftlicher Musterbetrieb. Ihre Verbundenheit mit ihrem Geburtsort Alscut brachte Margit 1912 bei der Wahl des Holzes für die Innenausstattung eines neuen Musiksalons im Schloss St. Emmeram zum Ausdruck. Sie ließ Platanenbäume einer im Schosspark von Alcsut gefällten Allee nach Regensburg kommen und daraus die Wandvertäfelung mit Gestühl fertigen. Nach der Revolution 1918 wurde Alcsut der ständige Wohnsitz der ungarischen erzherzoglichen Familie, deren Chef Margits Bruder Joseph war. Alcsut wurde im 2. Weltkrieg bis auf den Portikus der Hauptfassade demoliert.
1883 hatte Erzherzog Josef die Familienresidenz wegen des mediterranen Klimas nach Fiume – Rijeka – an der Adriaküste in Kroatien verlegt. Sieben Jahre verbrachte dort auch Margit wohl die längste Zeit des Jahres. Diesem Ortswechsel verdankte sie wohl ihre guten Italienischkenntnisse. Die erzherzogliche “Villa Giuseppe” mit englischem Park beherbergt heute das kroatische Staatsarchiv. Hier fielen die Würfel für Margits Heiratserlaubnis mit dem Hause Thurn und Taxis. Hier verstarb am 13. Juni 1905 Margits Vater. (…)
Wie bei den Habsburgern üblich hatte Margarete die Sprachen der Monarchie zu erlernen. Sie sprach sehr gut Italienisch; Tschechisch konnte sie nicht. Ihre Muttersprache war Ungarisch, so dass ihr Deutsch nicht so perfekt klang, was offensichtlich zu einem “Alleinstellungsmerkmal” Margits in der großen Familie “Österreich” geworden ist. Als die kleine Margit zum ersten Male dem Kaiser in Wien vorgestellt worden sei, habe dieser ironisch bemerkt: “Sie spricht sogar deutsch.” Ihre Unsicherheit und Langsamkeit im Sprechen verlor sie erst später. So bemerkt Kaiser Franz Joseph 1892 in einem Brief an Sisi eigens, dass die nun 22jährige Fürstin “bereits fast so schnell wie andere Menschen” spreche. Chauvinistisch führte der Kaiser die Behebung dieses Mangels natürlich auf den erzieherischen Einfluss ihres Gemahls Albert von Thurn und Taxis zurück. Ausdrücklich lobte der kritische Kaiser damals an Margit, dass sie in Sachen eleganter Kleidung und Schmuck Großes leistet.
(…)
2. Margit und Manni – eine “Sandkastenfreundschaft”?
Zur Vorgeschichte der Verbindung des Hauses Thurn und Taxis mit dem Erzhaus Österreich berichtet Pater Emmeram folgende Geschichte, die ihm seine Mutter erzählte: Demnach habe sein Vater Albert von Thurn und Taxis, der im Familien- und Verwandtenkreis “Manni” genannt wurde, bereits als sechsjähriger der dreijährigen Margit versprochen, sie einmal zu heiraten. “Und die Ehe hat gehalten” fügte Pater Emmeram in einem Gespräch 1990 schmunzelnd hinzu.
Mit 6 Jahren war allerdings der zweitgeborene Taxisprinz nicht einmal auch nur annähernd eine standesgemäße Partie; aber dies sollte sich ändern.
(…)
Erbprinzessin Helene, die Schwester der “Sisi”
Abb. Anonymer Photograph, Das Erbprinzenpaar Helene und Maximilian Anton mit den beiden Töchtern Elisabeth (sitzend, geb. 1860) und Luisa (geb. 1859), um 1863
Schloß St. Emmeram. Lit.: BAUMANN, Dissertation mikrofiche, Bd. 3, Abb. 8.
Am 26. Juni 1867 verstarb der kränkelnde Erbprinz, der im Mai noch die Geburt des zweiten Sohnes Albert erleben durfte. Kaiser Franz Joseph und Sisi waren bei der Bestattung am 29. Juni in Regensburg.
Alberts Mutter Helene (1834-1890) war die ältere Schwester der Kaiserin von Österreich, Sisi. Sie waren Wittelsbacherinnen nicht aus der regierenden Linie, die sich “von Bayern” nannten, sondern aus der Nebenlinie der Herzöge “in Bayern”. Helene wurde im Familienkreis “Néné” genannt. Zunächst als Braut für den Kaiser von Österreich vorgesehen, heiratete Helene, die als Herzogin in Bayern mit dem Prädikat “königliche Hoheit” angesprochen wurde, schließlich unter ihrem Stand 1858 den Erbprinzen Maximilian Anton von Thurn und Taxis (1831-1867), dessen Mutter Wilhelmine von Dörnberg zudem nur eine Baronin war.Allein die Intervention Kaiser Franz Josephs bei König Maximilian II. von Bayern ermöglichte es, dass die Hochzeit am 24. August 1858 in Possenhofen stattfinden durfte.
Nené habe ihren Mann “heiß geliebt” wie Marie Valerie in ihr Tagebuch schrieb. Allerdings habe die “Schwermut – ein Familienerbteil” sie sowie ihre Schwester Sisi und ihre Mutter Ludowika gequält. Betrachtet man die Porträtphotographien der Damen, ist man geneigt der Kaisertochter zuzustimmen. Andererseits galt das Lächeln in Adelskreisen als nicht standesgemäß. Marie Valerie, die bei Ihrer Renuntiation – der Unterzeichnung des Ehevertrages mit Verzicht auf die Thronfolge – über das formelle Gehabe ihres Vaters Kaiser Franz Joseph übermütig lächelte, beschrieb diese Situation so: “Papa hielt eine Anrede an seine vielgeliebte Frau Tochter, welch letztere ein demokratisches Lächeln nicht ganz würdevoll verbeissen konnte.”
Erst vier Jahre nach der Hochzeit wurde Maximilian Anton – obwohl er Schwager des Kaisers war – 1862 in den Orden vom Goldenen Vließ aufgenommen. Man lebte in Regensburg im klassizistischen Erbprinzenpalais, heute Bismarckplatz 8 (B 8). Von der Hofhaltung des Erbprinzen ist ein damals sehr modernes, im Stil des “Zweiten Rokoko” von der Londoner Firma Hunt and Roskell gefertigtes Silberservice (im Thurn- und Taxis-Museum in Regensburg, Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums, zu besichtigen) – Preis über 8513 Gulden – von “übersteigerter Exuberanz” erhalten. Finanziell war der Regensburger Taxisprinz durchaus einem Erzherzog überlegen.
Die Erbprinzessin war nie Fürstin geworden, da ihr Schwiegervater als regierender Fürst ihren 1867 mit 36 Jahren verstorbenen Gemahl überlebt hat. Mit dem Tod ihres Schwiegervaters im November 1871 wurde gleich der älteste Sohn Helenes Maximilian Maria Fürst. Dieser war damals erst 9 Jahre alt, so dass nun Helene als “Erbprinzessinwitwe” das Fürstenhaus in “Vormundschaft und Vertretung des regierenden Fürsten” regieren konnte. Dies tat sie mit geschickter Hand. Sie verlegte ihre Hofhaltung im April 1872 vom Erbprinzenpalais in das ihr nun zustehende Schloss St. Emmeram. Ihre Schwiegermutter musste nun mit dem Erbprinzenpalais Vorlieb nehmen. Helene stellte die Weichen für den Umbau des Familiensitzes zum heutigen Historismusschloss, auch wenn nicht ihr Monogramm, sondern das “M” ihres minderjährigen Sohnes Maximilian die Baumaßnahmen krönt.
Als erstes ließ die 38jährige Erbprinzessinwitwe durch den königlich bayerischen Hofgärtner Josef Effner den Schlosspark neu gestalten und stellte zum 1 Mai 1872 einen Architekten ein; Max Schultze, der als Bauinspektor nun zusätzlich neben dem fürstlichen Baurat Degen tätig war. Den jüngeren von beiden, Max Schultze, erkannte Helene schnell als den fähigeren Kopf und beauftragte ihn bevorzugt mit Innenraumausstattungen. Im Juli 1872 ließ Helene eine moderne Gasbeleuchtung im Schloss installieren: Mit Gaslicht wurden die Domänenoberadministration, die Stallungen, die Durchfahrten zur Waffnergasse und durch den Ostflügel mit dem neuen Treppenhaus, die Küche, Speis, die Schloßstraße und der große Hof beleuchtet. Für die Repräsentations- und Wohnräume wurden weiterhin traditionell Stearinkerzen verwendet.
Den im “Garde meubles” eingemotteten “Huldigungs-Baldachin bestehend aus Himmel und Rückwand von rothen Samet mit doppelten Goldborten. Drey Kränze hiezu von detto mit Goldfransen u. Quasten.” ließ die Erbprinzessinwitwe eines nicht mehr regierenden Fürstenhauses selbstbewusst im 1872-73 neu ausgestatteten Festsaal im Ostflügel aufbauen. Das Haus Thurn und Taxis hatte nun einen Thronsaal und versuchte die Vergangenheit der Prinzipalkommissariatszeit wieder heraufzubeschwören.
(…)
Anonymer Photograph, Erbprinzessinwitwe Helene von Thurn und Taxis, Herzogin in Bayern, genannt Néné, 1880er Jahre
Reproduktion einer Photographie. Kat. Nr. 29
Helene war sehr schwierig zu fotografieren. Nur im verlorenen Profil gelang es dem Photographen den melancholischen Blick der Wittelsbacherin zu vermeiden. (…)
Helene begann damit, barocke Antiquitäten aus dem Taxispalais in Frankfurt nach Regensburg bringen zu lassen und hier in neue Raumausstattungen zu integrieren. Ihr Interesse für das 18. Jahrhundert zeigt sich auch darin, dass sie wegen der formalen Qualitäten originalen Barockschmuck trug, der mit einfachen Steinen und Flussperlen versehen, eigentlich für sie zu bürgerlich war. Baronin Redwitz lobte Helenes Einrichtungsstil: “Sie kümmerte sich um jedes Detail und bewies stets sehr guten Geschmack.” 1878 ließ die Erbprinzessinwitwe ein neues Inventar von Schloss St. Emmeram schreiben, das 7158 Nummern erreicht hat.
Helene hatte vier Kinder. Die beiden älteren waren Mädchen und es gelang der Mutter ihnen gute Partien mit Männern aus höherrangigen Häusern zu verschaffen. Luisa wurde 1879 die Gemahlin von Prinz Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen (1843-1904), dem vierten Sohn von Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen. Der 16 Jahre ältere Prinz war Kavallerie-General in preussischen Diensten. Die zarte, ein Jahr jüngere Elisabeth war bereits 1877 mit dem schillernden Erbprinzen aus dem Hause Braganza verheiratet worden. Ihr tragisches Schicksal ist symptomatisch für Ehen in Herrscherhäusern (siehe S. #).
Fürst Maximilian Maria und König Ludwig II. von Bayern – die großen Bauherren
Albert (1867-1952) – “Manni” – war der zweitgeborene Taxisprinz und wohl eher für eine militärische Laufbahn vorgesehen. Sein fünf Jahre älterer Bruder Maximilian Maria (1862-1885)- “Bubi” – war das dritte Kind Helenes und hatte bereits als Neunjähriger den Titel eines Fürsten von Thurn und Taxis erhalten. Der von Jesuiten erzogene Maximilian Maria wurde von seiner Verwandtschaft sehr geschätzt; sogar von dem scheuen König Ludwig II. von Bayern, dem Cousin Helenes.
König Ludwig II. lud wohl zu seinem Geburts- und Namenstag am 25. August 1881 den 19jährigen Fürsten auf das “Königshaus” Schachen ein. (…) Ludwig II. war den “Jagdfreuden vollkommen abgeneigt” und genoss auf dem Schachen “lediglich die hochinteressanten Naturszenerien”. Das äußerlich als Holzbau im Schweizer Stil nach Plänen von Dollmann 1869-1872 zwischen Zugspitze und Karwendel errichtete Hauptgebäude ist innen mit orientalischem Luxus ausgestattet, der “ein Bild von ´Tausend und einer Nacht´ voll südlicher Gluth” herbeizauberte. Dort muß der in Fragen zur Architektur und Raumkunst ebenfalls sehr interessierte Maximilian Maria das Gästezimmer bewohnt haben und quittierte dort am 20. August 1881 den Erhalt seines monatlichen fürstlichen Taschengeldes von 2000 M.. Diese Quittung ist bisher der einzige Beleg für diese Zusammenkunft, über deren Folgen für die unmittelbar bevorstehende Regensburger Bautätigkeit des jungen Fürsten man nur spekulieren kann. Der Fürst musste sich nach dem eigenen “Tagesablauf” des nachtaktiven Königs richten. Wenn Maximilian Maria die Baustelle Herrenchiemsee hätte besichtigen dürfen, wäre dies wohl überliefert worden. Belegt ist, dass Ludwigs Cousin, der vertraute Prinz Wilhelm von Hessen, zusammen mit dem König Herrenchiemsee zwischen dem 29. September bis 4. Oktober 1881 erleben durfte. Den König unterstützte Fürst Maximilian Maria bis zu seinem frühen Tod am 2. Juni 1885, indem er ihm ab 1884 seinen viel beschäftigten Architekten Max Schultze für ein zunächst geheimes Bauprojekt zur Verfügung stellte (s.u.).
Überzeugt von der Vorstellung, durch Architektur den Beginn seiner Regentschaft im Hause Thurn und Taxis auszuzeichnen, initiierte der zwanzigjährige Fürst 1882 einen gewaltigen Neubau für das Schloss St. Emmeram in Regensburg und ließ sich im Juli 1882 die ersten Vorentwürfe zu einem Südflügel-Neubau vorlegen. Mit dem Tag seiner Volljährigkeit, dem 21. Geburtstag am 24. Juni 1883, waren die Vorplanungen abgeschlossen, so dass mit der Anfertigung der Ausführungspläne und eines Baumodells begonnen werden konnte. Tags danach schrieb der fürstliche Architekt Max Schultze den ersten Brief in Bezug auf den Neubau, der schnell in die Tat umgesetzt werden sollte. Der Südflügel-Neubau – länger als Schloss Herrenchiemsee – war das größte profane Bauprojekt Regensburgs im 19. Jahrhundert.
Schloss St. Emmeram, Regensburg, Gartenfassaden des Südflügel-Neubaues: Der 175 cm lange, repräsentativ kolorierte und schattierte Planentwurf zeigt das Planungsstadium im Jahre 1883. Wohl auf Wunsch des sehr am Bau interessierten Fürsten wurden Details später verändert ausgeführt. So ist das Durchfahrtsportal im breiten Mittelrisalit des Haupttraktes (links von der Wintergartenverglasung) noch nicht als aufwändige Altane gestaltet.
Fürst Maximilian Maria erlaubte seinem Baurat Schultze, der wegen der eigenen baulichen Aktivitäten eigentlich ausgelastet war, für König Ludwig II. ab Juni 1884 zu arbeiten, obwohl der junge Fürst von der hohen Verschuldung der königlichen Kabinettskasse gewusst haben muss. Schultze plante in Regensburg für den König in großer Schnelligkeit geheim in angemieteten Räumen zusammen mit dem Münchner Kollegen Heinrich Voigt ein zweites Neuschwanstein, Burg Falkenstein bei Pfronten im Allgäu.
(…)
Von Feldafing reist Sisi am 2. Juni 1885 nach Regensburg. Als sie im Schloss ankam war Maximilian Maria bereits verstorben. Onkel Gackel und Tante Marie José waren rechtzeitig gekommen und stark beeindruckt “von Bubi´s wunderschönem frommen Tod.” Helene leitet nun wieder “in Vormundschaft und Vertretung” ihres zweiten minderjährigen Sohnes Albert das Fürstenhaus.
43 Anonymer Regensburger Photograph, Der tote Maximilian Maria in seinem Schlafzimmer im 1. Obergeschoss des mittleren Nordflügels des Schlosses St. Emmeram, 2. Juni 1885,
Photographie, FZA. Lit.: DALLMEIER, Das fürstliche Haus, Abb. S. 123.
Im Dezember 1886 lässt Helene Interieuraufnahmen vom Frankfurter Thurn und Taxis-Palais anfertigen. Der Barockstil wird nun wieder favorisiert, während ihr verstorbener Sohn ausschließlich den Stil der “deutschen Renaissance” gewünscht hatte. Maximilian Maria und Ludwig II. waren in ihrem Mäzenatentum für die Kunst des Historismus in Bayern seelenverwandt. In Regensburg trat freilich nicht wie bei den Wittelsbachern in München nach dem Tod des Königs die bürokratische Nüchternheit in Architektur und Kunstgewerbe ein – bis 1899 waren die Schulden des Königs in Höhe von 14 Millionen Goldmark abbezahlt -, sondern hier erreichten die von Helene und Maximilian Maria initiierten Künste unter Fürst Albert einen Höhepunkt, den vorher das Haus Thurn und Taxis nie angestrebt hatte.
Der zweitgeborene Prinz Albert wird Fürst – “Manni ist mein Liebling in der bayerischen Familie”
Anonymer Photograph, wohl Bad Ischl 1885
Albert mit Cousine Marie Valerie (sitzend) und deren Freundin Aglae Auersberg als Bergsteiger mit Wanderstäben
Photographie, Fürst Thurn und Taxis Kunstsammlungen. Lit.: SCHAD, Kaiserin Elisabeth, Abb. S. 92 links
Nach dem frühen Tod Maximilian Marias folgte sein 18jähriger Bruder Albert als Fürst und wurde nun für die Heiratspolitik eine gute Partie. Die Vormundschaft für ihren noch minderjährigen Sohn vertraute Helene wieder ihrem Schwager Kaiser Franz Joseph an. Der junge Fürst wurde nach Ischl, der Sommerfrische der Kaiserfamilie, Mitte Juli 1885 eingeladen: Die jüngste Kaisertochter Marie Valerie schrieb zum 14. Juli 1885 in ihr Tagebuch – eine der wenigen authentischen Quellen zum Privatleben der Kaiserfamilie: “Seit einigen Tagen Manni in Ischl. (…) Man muß ihn lieb gewinnen, wenn man ihn näher kennen lernt, er ist so zutunlich und liebebedürftig wie ein Kind.” An anderer Stelle schreibt die Cousine Marie Valerie: “Manni ist mein Liebling in der bayerischen Familie”.
Der junge Fürst Albert legte großen Wert auf die Innenausstattung seiner Schlösser und betätigte sich selbst gerne als Innenarchitekt.
Von dem überzeugten Aristokraten Albert wird auch eine Geschichte im Zusammenhang mit der berühmten Freundin des Kaisers von Richard Sexau überliefert, dem sie der Fürst 1938 persönlich erzählt hat: Albert war in der Hermesvilla eingeladen und wurde von Sisi zu einem Damenporträt befragt: “Wie g´fallt dir die ?” Worauf der Neffe entgegnete: “Schauderhaft kommun sieht sie aus.” Sisi und der Kaiser lachten. Dass es sich bei dem 1886 von Angeli gemalten Porträt um die Katharina Schratt handelte, erfuhr Albert erst nach seinem Urteil.
Im “Oktober 1887” besuchte Sisi ihre Schwester Néné im Regensburger Schloss. Die Kaiserin verfasste das lange Gedicht “Während Manni sang. (Fürst Albert Taxis.)”, woraus hervorgeht, dass ihr Neffe wohl eine schöne Baßstimme hatte. Sisi beklagt nochmals in Gedichtform den Tod ihres vor zwei Jahren verstorbenen, seelenverwandten Lieblingsneffen Maximilian Maria:
Während Manni sang.
(Fürst Albert Taxis.)
Ich lausche deiner Stimme tiefen Klängen;
Bis immer weher wird mein Herz und wund;
Sie scheinen sich zu einen den Gesängen,
Die ich vernommen einst in schwerer Stund,
und zeitverblichene Trauerbilder drängen
Sich aus dem Liede, dass mir singt dein Mund;
…
Liebe und Intrige – Budapest, 12. März 1888: “zu jung beide, Sache nie für ernst gehalten”(Margits Mutter Klothilde) – “Manni gebrochen, da man Margit nichts von seiner Werbung sagt …”
In eine heiße Phase geriet die Beziehung Manni und Margit im Februar und März 1888. Marie Valeries Tagebuch dokumentiert mitfühlend die schwierige Situation für die beiden. Die zukünftigen Schwiegereltern Mannis hielt sie sowieso für etwas verrückt, für “spassige Menschen”:
Februar/Anfang März hielten sich der Kaiser von Österreich und seine Tochter Marie Valerie in Budapest auf. Am Abend des 11. Februar fand in der Hofburg in “Ofen” – Valerie benutzte die deutsche Ortsbezeichnung für ungarisch Buda; seit 1873 sind beide Städte Buda und Pest zu Budapest vereint – ein Ball statt. Margit traf hier wohl Marie Valerie, die erst “frühmorgens” heimkehrte, als ihr Vater, der Frühaufsteher, schon wach war.
Am 18. Februar fand schließlich ein vertrauliches Gespräch zwischen Margit und Marie Valerie statt. Der wohl langatmige Tagebucheintrag ist leider nicht wörtlich publiziert, sondern wurde von Richard Sexau zusammenfassend so kommentiert: “18. Februar. Margit spricht offen zu Valérie, dass sie an Manni denkt und zeigt ihm mit `unbeschreiblicher Naivität ihre Neigung´.” Letztere Passage ist wörtlich aus dem originalen Tagebuch zitiert.
Hochzeitsbild von Herzog Maximilian Emanuel in Bayern und Amalie von Sachsen Coburg-Gotha, 1875
Maximilian Emanuel war der jüngste Bruder von Sisi und Helene. Er heiratete 1875 Prinzessin Amalie von Sachsen-Coburg und Gotha. Tante Amalie war eine Schwester von Klothilde, Margits Mutter. Albert sah in der ihm wohl vertrauten Tante auf Grund der engen Verwandschaftsverhältnisse die ideale Brautwerberin.
Photographie, Internet: WIKIPEDIA, s.v. Amalie von Sachen Coburg Gotha
Manni hatte im März 1888 seine 40jährige Tante Amalie (1848-1894) – eine geborene Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha, Schwägerin von Helene und Schwester von Margits Mutter – mit der Brautwerbung beauftragt. Davon wurde aber Margit auf Betreiben ihrer Mutter nicht unterrichtet. Letztere tadelte vielmehr ihre Schwester, dass sie sich als Brautwerberin einspannen habe lassen. Manni wendet sich nun mit seinem Liebeskummer an Marie Valerie. Dabei spricht Manni davon, dass Margit ihn nun wegen der Nachrichtensperre für wortbrüchig halten müsse. Pater Emmerams Geschichte vom Eheversprechen ist somit auch historisch belegbar:
“12. März. Brief von Manni, Antwort auf seine durch Tante Amalie vermittelte Anfrage wegen Margit: zu jung beide, Sache nie für ernst gehalten, Vorwürfe Clotildes gegen ihre Schwester Amalie, dass sie die Vermittlung übernahm. Manni gebrochen, da man Margit nichts von seiner Werbung sagt und er vermeint, sie müsse glauben, dass er sein Wort brach.
3. Endlich Verlobung und Hochzeit in Budapest
“§ 15. Kein Prinz und keine Prinzessin unseres Kaiserhauses darf eine eheliche Verbindung ohne Einwilligung des jeweiligen Familienoberhauptes eingehen.” (Familienstatut 3. Februar 1839)
Kaiser Franz Joseph gab als Familienoberhaupt seine Zustimmung zur Verbindung Thurn und Taxis mit der Erzherzogin aus seinem Kaiserhaus und das war durchaus im Einklang mit der Rechtslage. Das Familienstatut vom 3. Februar 1839 verlangte zwar noch, dass Ehen nur mit regierenden Häusern erfolgen dürfen, aber ein späterer Zusatz hatte den Personenkreis erweitert: Neben 32 weiteren mediatisierten Fürstenhäusern außerhalb Österreichs – Fugger, Fürstenberg, Hohenlohe, Salm usw. – wird dort das Haus Thurn und Taxis namentlich als standesgemäß aufgeführt, da das Regensburger Fürstenhaus bis 1806 eine reichsunmittelbare Adelsherrschaft ausübte, souverän war. Rechtlich war somit Thurn und Taxis aus der Sicht des Kaisers von Österreich den regierenden Häusern gleichgestellt.
Dass schließlich die Verbindung gelang, war allein das Verdienst der aufmerksamen Kaisertochter Marie Valerie und ihrer Eltern.
(…)
Budapest, 12. Mai 1889 – Verlobung mit Margit – “Gott sei Dank” rief alles und “Deo gratias”
Die Verlobung Margaretes mit Fürst Albert von Thurn und Taxis fand in Budapest am 12. Mai 1889 statt. “Gott sei Dank” rief alles. Die vierundzwanzigjährige Wittelsbachische Prinzessin Amelie telegraphierte überschwänglich ihrem Cousin Albert: “Deo gratias”. Prinzessin Amalie Marie, genannt Amelie (1865-1921) war die älteste Tochter von Herzog Karl Theodor in Bayern (1839-1909), eines jüngeren Bruders der Fürstenmutter Helene.
62 Ignác Roskovics, Trauung von Albert und Margarete in der Sigismundkapelle in der Budapester Hofburg, 15. Juli 1890
Holzstich, Kat. Nr. .
Der Historien- und Genremaler Roskovics (1854-1915) dokumentierte die Trauung in einer Grisaille mit Weißmalerei, die in der ungarischen Zeitung “Vasárnapi Ujság”, Budapest 27. Juli 1890, S. 481 in Form eines Holzstiches veröffentlicht worden ist.
Ritter Lohengrin führt seine Elsa zum Traualtar in Budapest
Am 15. Juli 1890 heirateten in Budapest Fürst Albert und die zwanzigjährige Erzherzogin Margarete. Zum Hochzeitsmarsch des namenlosen “Schützers von Brabant” – Lohengrins – und der “süßen, reinen Braut” Elsa von Brabant zog Manni in seiner bayerischen Chevauleger-Regimentsuniform mit Margit im weißen Brautkleid in die Sigismundkapelle der königlichen Hofburg in Budapest ein. Dass die Oper Lohengrin von Richard Wagner tragisch endet, war für den Wagnerverehrer Albert bedeutungslos. Schon in den Augen Ludwigs II. von Bayern galt der Schwanenritter Lohengrin als Inbegriff von jugendlicher Schönheit und “Heldengestalt”, die einst Alberts Onkel Flügeladjutant Prinz Paul von Thurn und Taxis spektakulär dargestellt hatte. Die Eigenschaften dieser Idealfigur wollte der stolze Taxisfürst Albert an seinem Hochzeitstag auch verkörpern. In ungarischer Sprache vollzog der Kardinal von Gran und Primas von Ungarn Dr. János Simor (1813-1891) assistiert von vier Bischöfen die Trauung. Albert gab sein Jawort auf Ungarisch.
Der “Albert-Csárdás” wird nicht getanzt – die Hochzeitsnacht im Eisenbahnsalonwagen
Zur Hochzeitsfeier wurde ein Albert csárdás von dem ungarischen Komponisten Nemeth Károly komponiert, dessen Noteneinband der fürstliche Architekt Max Schultze dekorativ im Rokokostil gestaltet hatte. Der ungarische Nationaltanz wurde nicht getanzt. Wegen der Trauer um die verstorbene Fürstinmutter Helene mußten größere Feierlichkeiten in Budapest ausfallen. Albert und Margit eröffneten nicht mit dem “Albert Csardas” einen großen Hofball, der sicher in der Budapester Hofburg ursprünglich geplant war. Stattdessen bestieg das Brautpaar noch am Abend des Hochzeitstages den fürstlichen Salonwagen. Die Hochzeitsnacht verbrachte das Paar im Eisenbahnsalonwagen im Sonderzug Budapest-Regensburg.
(…)
Alberts Hochzeitsgeschenk – Perlen der französischen Königin Marie-Antoinette
Das Hochzeitsgeschenk des Bräutigams bestand aus Perlen. Die Perle hieß bei den Griechen und Römern “margarita” und steckt somit im Namen Margarete, so dass Perlen das optimale Hochzeitsgeschenk für Margit verkörperten. Wer diese etymologische Kenntnis Albert zugetragen hat, bleibt unbekannt. Fürst Albert hatte in Paris von M. Julius Jacobi ein bedeutendes Perlendiadem erwoben, das auch ein geschichtsträchtiges Hochzeitsgeschenk war. Es stammte aus der berühmten Versteigerung der französischen Kronjuwelen des Zweiten Kaiserreiches 1887, wo es als Bijou du plus pure style Louis XVI. für 78.000 Francs Jacobi zugeschlagen worden war.
Nach der “mythischen” Tradition gehörte das Diadem der “unglücklichen Königin Marie Antoinette” von Frankreich, Tochter von Maria Theresia und Schwester des Urgroßvaters von Margarete. Das Hochzeitsgeschenk erinnerte somit an das tragische Schicksal einer Ahnin der Braut. Das königliche Schmuckstück war für die Erzherzogin als Ur-Urenklin Maria Theresias legitim. Es dem republikanischen Frankreich ‘entrissen’ zu haben, mag dem jungen Fürsten Sympathien in den höchsten aristokratischen Kreisen eingebracht haben, wenn auch die französischen Royalisten den Verlust dieses Kronschatzes bedauert haben.
Tatsächlich handelt es sich bei dem berühmten Perlendiadem um eine Arbeit des Pariser Juweliers Gabriel Lemonnier. Von diesem hatte es 1853 Kaiser Napoleon III. wohl unter Verwendung von Diamanten und Perlen aus dem alten – vielleicht teilweise sogar altbourbonischen – Staatsschatz Frankreichs anfertigen lassen. Die Perlen zeigen ältere Durchbohrungen die eine Zweitverwendung belegen. Bereits damals diente das Diadem als Geschenk zur Hochzeit mit der spanischen Gräfin Eugénie Montijo (1826-1920) – der wegen ihrer Schönheit neben Sisi am meisten gefeierten Monarchin des 19. Jahrhunderts. Perlen waren sehr beliebt und wurden im Wert mit Brillanten gleichgesetzt, verloren aber erheblich an Wert und Prestige, als japanische Zuchtperlen in den 1920er Jahren den Markt überschwemmten und damit auch der Preis für echte Perlen sank.
In Regensburg trug Margarete das Perlendiadem zum Beispiel bei “größeren Diners” und bei der Fronleichnamsprozession. Am 17. November 1992 ersteigerte in Genf die Societe des Amis du Louvre für SF 935.000 dieses Glanzstück der Thurn und Taxis-Juwelensammlung.
“glücklich sind sie … versunken in die gegenseitige Liebe und fast nicht mehr geniessbar für andere Menschen …”
(die Kaisertochter Marie Valérie über Cousin Albert und Margit)
Am 9. Februar 1891 kam die dreiundzwanzigjährige Kaisertochter Marie Valerie wohl zusammen mit ihrem Gemahl Franz Salvator – er wird im Tagebuch nicht eigens genannt – zu Besuch nach Regensburg. Cousin Albert wird dem ebenfalls jung vermählten Paar die Gästezimmer im 2. Obergeschoss des Südflügels zur Verfügung gestellt haben. Marie Valerie reagierte wie ihre Mutter Sisi empfindlich auf das Zeremoniell a la Hofburg und liebte die zwanglose Atmosphäre unter Verwandten. So fand die Kaisertochter, die sich auch mit den Räumen im “manirierten Rokoko” in der kaiserlichen Hermesvilla ihrer Eltern nicht anfreunden konnte, die Pracht im Schloss St. Emmeram “erdrückend”. Albert und Margit werden die Gäste stolz in den neuen soeben fertiggestellten Festssaal geführt haben. Marie Valerie war wohl kaum begeistert, wird es aber wohl nicht gezeigt haben. Auch am Heim ihrer älteren Schwester in München, dem Palais Leopold, hatte sie die “eigne Atmosphäre, maschinenmäsiger Geregeltheit und unabweichbarer Konvention, in der sie nie warm werden könne”, kritisiert. Zu Schloß St. Emmeram und dem jungvermählten Fürstenpaar schrieb sie in ihr Tagebuch:
“9. Februar, Regensburg … Mir ist es merkwürdig, dass echtes Herzensglück trotz dieser fast erdrückenden Pracht bestehen kann. Aber glücklich sind sie – ganz absorbiert von einander, versunken in die gegenseitige Liebe und fast nicht mehr geniessbar für andere Menschen.”
Am 11. Februar war Marie Valérie wieder froh zuhause zu sein, in ihrem überschaubaren, familiären Barockschloss Lichtenegg bei Wels in Oberösterreich.
(…)
Nur Männerschmuck museumswürdig?
(…) Die Bedeutung alten Schmucks liegt nicht in der “finanziellen Demonstration in Karat” – beim Hochadel mag es eine gewisse Rolle gespielt haben – , sondern in der künstlerischen Gestaltung und handwerklichen Verarbeitung. Alter Schmuck ist Kunstgewerbe, selten große Kunst, nie Luxus mit lupenreinen Steinen als Geldanlage. Museumsdirektoren waren fast immer Männer. Die Schmuckforschung “wurde als der weiblichen Domäne zugehörend empfunden”, wie es die faszinierende Salzburger Kunsthistorikerin, leidenschaftliche Volkskunstsammlerin und Expertin alten süddeutschen Schmuckes Nora Watteck (1901-1993) treffend charakterisiert hat. So verwundert es nicht, dass noch 1993 Schmuckstücke ausschließlich männlicher Provenienz, Toisons und sakrale Brustkreuze, vom Bayerischen Nationalmuseum erworben worden sind, während offensichtlich kein einziges Schmuckstück von Margit museumswürdig erschien.
Die Fürstin trug den historischen Familienschmuck der Thurn und Taxis; gerne den von Helene. Die bedeutendsten Schmuckstücke kaufte Albert. Er überhäufte seine Frau mit erlesenen Pretiosen von Juwelieren in Paris und London. Allein drei Diademe schenkte Albert seiner Margit. Die Summen müssen für den einfachen Mann – hätte er sie je erfahren – gigantisch gewesen sein, die der Milliardär Albert hier angelegt hat.
(…)
II. “Ich habe mich so in der Stadt eingewöhnt. Ich liebe Regensburg von ganzem Herzen.” – d i e Fürstin der Regensburger
Die Pflichten einer verheirateten Frau im 19. Jahrhundert werden mit den “Drei K” beschrieben: Küche, Kirche, Kinder. Von einer Fürstin erwartete man nicht, dass sie in der Küche stand, aber man verlangte Frömmigkeit, Vorbildhaftigkeit und Kinder. Für Margarete von Thurn und Taxis galten die “Drei R”, wie es die Wiener Kunsthistorikerin Walther im Bezug auf die Pflichten der Sisi formuliert hat: “Repräsentation, Religion und Reproduktion”.
41 Georg Schmidbauer, Margarete mit dem neugeborenen Erbprinzen, Regensburg wohl im Januar 1894
Photographie, Vintage, Privatbesitz
Dieses anrührende Genrebild zeigt die Mutterschaft der Fürstin, die in der Abfolge der traditionell bildwürdigen, “weiblichen Momente” nach der Verlobung und Hochzeit folgt. Die Geburt des Erbprinzen war von dynastischer Bedeutung und für Regensburg ein Garant für den Fortbestand wirtschaftlicher Kraft und mäzenatischer Wohltaten für die Stadt.
1. “heute früh vier Uhr ein Erbprinz erschienen”.
Entscheidend für den Fortbestand der Dynastie Thurn und Taxis war die Geburt eines Sohnes. Diese zunächst wichtigste Aufgabe lastete auf der Fürstin. Anfang 1893 glaubte Margit schwanger zu sein. Eine neugierige Hofdame berichtet, dass es “eine Täuschung und schmerzhafte Enttäuschung” war. Am 21. Dezember 1893 meldete der Hofmarschall dem Stadtmagistrat telegraphisch: “heute früh vier Uhr ein Erbprinz erschienen.” Taufpate ist der Onkel Kaiser Franz Joseph von Österreich, dessen Vornamen das Kind erhält. Als Stellvertreter des Kaisers war der Schwiegersohn Erzherzog Franz Salvator (1866-1939), der 1890 die jüngste Kaisertochter Marie Valerie geheiratet hatte, zur Taufe am Donnerstag, den 28. Dezember, nach Regensburg gereist. Die zur Taufe geladenen Vertreter der Stadt Regensburg hatten sich in Anzug mit Orden um 5 Uhr nachmittags an der Gobelin-Stiege, der repräsentativen Treppe südlich der Durchfahrt im Ostflügel, einzufinden. Die Taufe fand wohl in der erst kürzlich um das Sterbezimmer Helenes erweiterten Hauskapelle im 1. Obergeschoss des Ostflügels statt. Der Regensburger Bischof Ignatius von Senestrey taufte den Erbprinz auf die Namen Franz Joseph Maximilian Maria Anton Ignatius Lamoral. Auch der Name des Bischofs findet sich in der Vornamensreihe des Täuflings wieder. Anschließend wurde ein Gala-Diner gegeben.
Als außerordentliche Gnaden-Erweise anläßlich der Geburt eines Erbprinzen erhielten fürstliche Beamte Beförderungen. Im Jahre 1893 ehrte die Stadt zum ersten Mal dir Fürstin und benannte nach ihr einen Straßenzug mit Villenbebauung südwestlich des Schlosses St. Emmeram “Margaretenstraße”. Die Regensburger Schützengesellschaft zum großen Stahl gab am 24. April 1894 ein Festschießen zu Ehren der Geburt des Erbprinzen, an der auch die Fürstin mit der Armbrust mitschoss. Den Abschluss der Feierlichkeiten in der Stadt Regensburg bildete am 1. Mai 1894 ein “Festzug aus Anlaß der Geburt eines erstgeborenen Erbprinzen im regierenden Fürstenhause von Thurn und Taxis”.
Vom 22.-24 Mai 1894 feierte die Feuerschützengesellschaft Stadtamhof, dessen Fahnenpatin die schwangere Fürstin im September 1893 gewesen war, die Geburt des Erbprinzen mit einem “Taufschießen”. Die Stadtamhofer Schützen übertrafen an Aufwand die Regensburger. Zu dem Schießen ließ die Gesellschaft eine Gedenkmünze prägen, deren Prägungen in Gold mit Etui dem Fürstenpaar überreicht und dem Taufpaten Kaiser Franz Joseph nach Wien übersandt worden sind. …)
“Wir ziehen zur Mutter der Gnaden …”
Wie schon nach der Hochzeit wallfahrteten Albert und Margarete wohl im Jahre 1894 nach Altötting. Das “dankbare Elternpaar erschien wieder nach der Geburt des Erbprinzen” und weihte der Muttergottes von Altötting neben zwei Silberleuchtern einen “goldenen geästeten Ständer, welcher drei Herzen trägt mit den Namenszügen der hohen Eltern und des erstgebornen Sohnes, ebenso ein kostbares Messkleid”. Margit folgt hier ihrem großen Vorbild Maria Theresia und lässt eine offensichtlich alte Ikonographie ihrer Familie aufgreifen. Zur Schwarzen Muttergottes nach Altötting waren schon Helene und Sisi gewallfahrtet und hatten Weihegaben gespendet; Sisi ihren Brautkranz.
Der am 4. November 1895 geborene zweite Sohn Joseph Albert Wolfgang starb nur vier Wochen alt am 7. Dezember 1895. Der dritte Sohn Karl August Joseph Maria Maximilian Lamoral Antonius Ignatius Benediktus Valentin (1898-1982) kam am 23. Juli 1898 im Sommerschloss Garatshausen am Starnberger See zur Welt und wurde in der dortigen “schönen kleinen Hauskapelle” – so von der anwesenden Cousine Marie Valerie beschrieben – am 27. Juli vom angereisten Pfarrer von St. Emmeram getauft. Taufpate war der Onkel, der Augenarzt Dr. med. Herzog Karl Theodor in Bayern, der allerdings nicht persönlich anwesend war und sich von seinem Neffen Siegfried – Sohn von Fürst Alberts jüngsten Onkel der Familie der Herzöge in Bayern – vertreten ließ.
Die körperliche Konstitution der sportlichen “Soldatentochter” erleichterten scheinbar der Fürstin die Geburten von vier weiteren Söhnen und einer Tochter.
Das katholische Fürstenhaus
Den Ruf des katholischen Fürstenhauses Thurn und Taxis bekräftigten auch Altarstiftungen. Fürst Albert finanzierte den Altar seines Namenspatrones, des damals noch seligen Albertus Magnus, in der Albertuskapelle im Domminikanerkloster St. Blasius in Regensburg. Die Altarbilder mit sechs Szenen aus dem Leben des seligen Albertus Magnus malte der “Kunstmaler und königliche Gymnasialzeichenlehrer” Josef Altheimer (1860-1913) spätestens 1896. Das untere Bild des rechten Flügels zeigt Bischof Albert vor der Regensburger Stadtsilhouette des westlichen Neupfarrplatzes. Auffallend sind viele Porträts von Zeitgenossen Altheimers. Die andächtige Patrizierin im blauroten, spätgotischem Gewand trägt Porträtzüge Margits. Bevor der Altar aufgebaut worden ist, wurde er in Nürnberg 1896 und von der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst in München 1897 ausgestellt.
Der 1908-1910 im Barockstil gefertigte 14 m hohe Hochaltar für den Kirchenneubau von St. Josef in Reinhausen, heute ein Stadtteil von Regensburg, zeigt auch den Namenspatron des fürstlichen Stifters Albertus Magnus als Seitenfigur. An der am 29.05.1910 erfolgten Altarweihe wird die Fürstenfamilie von der eigens für sie an der südlichen Chorwand über der Sakristei erbauten Herrschafts-Empore aus teilgenommen haben. Der von Guido Martini geschaffene und vom Fürstenhaus bezahlte Reinhausener Hochaltar war die letzte größere Altarstiftung einer Adelsfamilie im Raum Regensburg, das Ende einer alten Tradition von Kunst-Stiftungen für Sakralräume.
Die Fronleichnamsprozession der Pfarrei St. Emmeram wurde vom Fürstenhaus geprägt und ging als “Fürstenprozession” in die Geschichte ein. Der Traghimmel wurde von fürstlichen Lakaien in Großgala eskortiert. Dahinter schritten die Fürstenkinder und das Fürstenpaar mit anschließendem Gefolge. Margit trug zu diesem Anlass das Perlendiadem.
2. Der Beginn einer neuen Hofhaltung – k. u. k Glanz in Regensburg
“… alle Sonne und allen Lenz des Seins hat ihr hoher Gemahl für sie eingefangen und sie darin einhüllen wollen, davon kündet jeder Schritt und Tritt im Regensburger Schloss.” (SPORT und SALON, Illustrierte Zeitschrift für die vornehme Welt, 2. Mai 1901)
Margarete war in Budapest und Wien groß geworden. Mit den großen k.u.k. Höfen konnte Schloß St. Emmeram nicht konkurrieren; mit den architektonischen Dimensionen, dem prachtentfaltenden Zeremoniell und den Hofbällen mit den eigens komponierten Walzer- oder Csardas-Stücken. Der schmale Schlosspark von St. Emmeram, 1890 noch eingefriedet von einer mittelalterliche Stadtmauer und Holzzäunen, musste ihr winzig erscheinen im Vergleich zu den weitläufigen Anlagen in Schloß Alcsut und Fiume. Wie schon seine Mutter Helene bemühte sich Fürst Albert den Aufwand der fürstlichen Repräsentation nunmehr zu steigern und dem Rang seiner Gemahlin angemessen etwas vom Glanz der k-u-k Mo-narchie in der bayerischen Provinzstadt Regensburg zu verbreiten. Dank Margarete wurde “ganz” Regensburg Rot-Weiß-Gold. Zunächst wurde der Hofstaat in den fürstlichen Hausfarben Blau und Rot neu ausstaffiert.
Bernheimer verwandelt “Carricaturen” durch prächtige Goldstickereien
Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches am 6. August 1806 verlor das Fürstenhaus Thurn und Taxis seine Souveränität und wurde Untertan. Der Fürstentitel war ein bloser Titel geworden. Der König von Württemberg konnte vom Fürsten verlangen, das er mit “allerunterthänigst treu gehorsamst” unterzeichnete. Die Prachtentfaltung im Hause Thurn und Taxis war vorbei. Zwar war es den Standesherren durch die bayerische Deklaration vom 19. März 1807 lit. L, Ziff. 1 erlaubt, ihr “Verwaltungspersonal durch eine passende Uniform auszuzeichnen”, doch scheint sich das Fürstenhaus hier wenig Mühe gegeben zu haben. Die fürstlichen Uniformen bedurften der Bestätigung durch den bayerischen König. Zudem war die bayerische Nationalkokarde zu tragen. Galatrachten waren davon ausgenommen, da sie nicht als Uniformen betrachtet wurden.
Schick scheinen die taxisschen Hofuniformen der Biedermeierzeit jedenfalls nicht gewesen zu sein, so dass sich die Herzogin Dorothea von Curland in ihrem Tagebuch unter dem 10. Mai 1820 über den Aufttritt des Fürsten Karl Alexander von Thurn und Taxis (1770-1827) in Karlsbad lustig machen konnte:
“Carlsbad ist sehr still, wenig Menschen. (…) Der Fürst Thurn und Taxis besucht mich; ein höflicher Mann, nur etwas vernachlässigt im Anzuge, seine fünf Herren tragen eine Uniform, grün mit rothem Kragen und Aufschlägen, sie sehen wie die Livreebedienten aus, wahre Carricaturen. Später kam Goethe … “
In den Jahren 1889 und kurz nach der Hochzeit 1890/91 erhielt Max Schultze den Auftrag neue taxissche Beamtenuniformen zu entwerfen. Während der Schnitt der eng geschnittenen Uniform den militärischen Idealen folgte, wurden die Stickereien der Krägen und Aufschläge sowie deren Farben ausführlich besprochen. Schließlich scheinen die sorgfältig ausgeführten Probestickereien aus München, von dem jüdischen Textil- und späteren Antiquitätenhändler Lehmann Bernheimer (1841-1918), den fürstlichen Baurat überzeugt zu haben. Auch kamen – wie Schultze gefordert hatte – die Taxischen Hausfarben blau und rot vortrefflich bei den Galauniformen zum Ausdruck. Die normale Hofuniform der Beamten bestand aus blauem Tuch mit Goldstickereien.
3. Das 150-jährige Residenzjubiläum – verschoben durch die Ermordung von Tante Sisi
1748 war das Fürstenhaus Thurn und Taxis von Frankfurt am Main nach Regensburg übersiedelt. 150 Jahre später, im Herbst des Jahres 1898, sollte das 150jährigen Residenzjubiläum der Thurn und Taxis in Regensburg von der ganzen Stadt würdig gefeiert werden. Bereits Monate vorher kursierten Jubiläums-postkarten. Ein Mord im engsten Familienkreis verschob das Projekt: Am 10. September wurde Tante Sisi in Genf erstochen. Das 150jährige Residenzjubiläum musste nun kurzfristig auf das kommende Jahr 1899 verlegt werden. Fürst Albert wünschte als neuen Festtermin den 8. Mai 1899, seinen Geburtstag. Albert hielt sich dabei an die ihm als Neffen der Toten auferlegte halbjährige Trauerzeit.
Sisis letzter Besuch der Walhalla am 22. März 1898
Ein halbes Jahr zuvor war Sisi noch einmal in Regensburg gewesen und hatte sich am 22. März 1898 in das Besucherbuch der Walhalla eingetragen. Der Anlass ihres Kommens war die feierliche Aufstellung der Büste Kaiser Wilhelm I.. Der Festtag wurde mit einem Diner im Rokokofestsaal von Schloß St. Emmeram abgeschlossen. Ob Tante Sisi der Einladung ihres Neffen gefolgt ist, darf man begründet bezweifeln, da die Kaiserin im Alter Diners mit entsprechender Abendgarderobe ablehnte. Fürst Alberts Einladung ins Schloß folgten aber Prinzregent Luitpold von Bayern und Prinz Friedrich Heinrich von Preußen. Der 24jährige Preussenprinz war ein Großneffe des in der Walhalla geehrten, 1888 verstorbenen, ersten Kaisers des zweiten deutschen Kaiserreiches.
Den 1830-1842 mit Privatmitteln vom bayerischen König errichteten Ruhmestempel in Form des Parthenons in Athen hatte die extravagante Kaiserin in ihrer Antikensehnsucht nicht nur aus Repräsentationsgründen schon öfter – nun wohl zum vierten Mal – besucht. Sicher gefiel ihr diese Sentenz ihres Onkels, König Ludwig I. von Bayern (1786-1868):
“Kein Stand nicht, auch das weibliche Geschlecht nicht, ist ausgeschlossen. Gleichheit besteht in der Walhalla; hebt doch der Tod jeden irdischen Unterschied auf.”Auf Wunsch des Königs durfte jeder Besucher sich in ein Besucherbuch, das auf einem weißen Marmortisch im Opisthodom beleuchtet vom großen Nordfenster lag, eintragen und somit auch seinen Namen in Walhalla verewigt wissen. Dies tat auch die Kaiserin von Österreich.
Ob Sie dabei einen der vergoldeten Fauteuils benutzt hat, bleibt noch zu erforschen.
Die vielgereiste Sisi, die Altgriechisch beherrschte, empfand vielleicht auf dem Stylobat – der obersten Stufe der Tempelunterbaus – der Walhalla stehend die Aussicht in das Donautal so wie es im Walhallaführer von 1854 beschrieben wird: “… die im klaren Morgenlichte von dort gesehene Gegend erinnert durch Styl und Linien an Italien und Griechenland.” Dass eines Tages – 28. Juli 2010 – Sisis Lieblingsdichter Heinrich Heine (1797-1856) in die von ihm kritisierte “marmorne Schädelstätte” Aufnahme finden wird, war damals undenkbar.
Weinend begleitete Manni in Wien am 17. September 1898 4 Uhr nachmittags den Sarg mit seiner Tante Sisi in die Kapuzinergruft.
8. Mai – Der Historismus-Festzug und das Diner am Geburtstag des Fürsten, gefeiert mit exclusivem Tokayer aus dem Weinkeller des Kaisers
In Zusammenarbeit konzipierten der fürstliche Oberbaurat Max Schultze und der städtische Baurat Adolf Schmetzer Festdekorationen und organisierten einen 787 m langen öffentlichen Festzug mit 1064 beteiligten Personen in Kostümen von 1748 bis 1898, dem Zeitraum der Anwesenheit des Fürstenhauses in Regensburg. Ganz Regensburg, sowie 11.000 mit der Eisenbahn angekommene “Fahrgäste” und zusätzlich per Extrazug mit 31 Waggons angereiste Personen aus Straubing säumten am Montag, den 8. Mai 1899, dem Geburtstag des Fürsten Albert, die Fahrstrecke des Festzuges durch die geschmückte Altstadt. An dem Festzug, der um 2 Uhr nachmittags begann, nahmen 52 aufwändig dekorierte Festwägen und 155 Pferde teil. Für die Staatsgebäude war Beflaggung und für die Soldaten des königlich bayerischen 11. Infanterie-Regiments “Helmpflicht” vom Prinzregenten angeordnet worden. (…)
Den 8. Mai, seinen Geburtstag, ließ der Fürst mit ausgewählten Gästen in einem festlichen Diner im Schloß St. Emmeram ausklingen. Die mehrfarbig gedruckte Menükarte, im vom Fürsten geliebten Rokokostil gestaltete wieder Max Schultze. Sie offenbart die Vorzüge der fürstlichen Hofküche und des gepflegten Kellers. Die Sammlung erlesener alter Weine gehörte zum Standard einer gehobenen fürstlichen Hofhaltung: Gereicht wurde ein 25 Jahre alter französischer Rot- und ein ebenso alter deutscher Rheinwein. Der französische Rotwein stammte aus dem berühmten Weingut Chateau Lafitte des französichen Zweiges der Bankiersfamilie Rothschild; ein Rotwein, der seit der Weltausstellung 1855 weltbekannt war. Der Weißwein Steinberger Cabinett hat seinen Namen von dem großen Rhein-Weingut Steinberg, das als Weingut des säkularisierten Zisterzienserklosters Eberbach sich damals im Besitz des Groß-herzogs von Hessen befand und heute als hessisches Staatsweingut fortbesteht. Die heutige allgemeine Prädikatsbezeichnung Kabinett kommt vom Eberbacher Klosterkeller “Cabinett”, einer Weinschatzkammer für die Prälatenweine. Des Weiteren konnte man zwischen einem schweren portugiesischem Madeira-Rotwein oder einem burgundischen Weißwein, einem Bourg Montrachet, wählen. Weine von der portugiesischen Insel Madeira gehörten zum Bestand des fürstlichen Hofkellers wohl seit Helene, die auf der Kur mit ihrer Schwester Sisi auf Madeira diese Weine kennengelernt hat. Selbstverständlich wurde wie am Kaiserhof in Wien nur echter Champagner und süßer ungarischer Tokayer gereicht, so dass einschließlich eines Wasserglases mindestens fünf – wohl beim Diner sieben – mundgeblasene Trinkgläser je Gedeck aufgestellt waren. Der Gast konnte alle Getränke in einem eigenen Glas kosten. Der Tokayer – “kostbarer als Gold und Perlen” – muß ein Geschenk des Kaisers Franz Joseph gewesen sein, da der Kaiser das exklusive Alleinverfügungsrecht über diesen ungarischen Wein besaß.
Abb. 160 Oskar Ringler, Der indische Diener Nathar, Regensburg um 1895
Photographie, Vintage, Höhe 17,8 cm Breite 12,8 cm. Kat. Nr. 213
Der Regensburger Kaufmannssohn Oskar Ringler (*1862) hatte ab 1884 an der Akademie in München Malerei studiert. Als Vorlagen für seine Gemälde benutzte er öfter Photographien. Die brillante Aufnahme des Inders mit einem exotischen Sitzmöbel vor dem aufgespannten hellen Hintergrundtuch fertigte Ringler in seinem Atelier im Dachgeschoss des Hauses Domplatz 6 – der ehemaligen Residenz Dalbergs – an.
Der höchst malerische Hofmohr
Der Historismus-Fürst Albert hatte wie einst bei Hofhaltungen des 16. bis 18. Jahrhunderts oft üblich, einen schwarzen Diener namens Nathar angestellt. Der Inder erregte in der Mitte der 1890er Jahre großes Aufsehen in Regensburg und brachte eine exotische Note in das Gefolge des Fürstenpaares:
“… Höchst malerisch war der indische schwarze Diener in seinem farbenreichen Kostüm. Er mußte aber bald in seine Heimat zurückbefördert werden, da er bei dem weiblichen Geschlechte zu viel Erfolg hatte und Regensburg durch ihn fast eine farbige Stadt geworden wäre. Hier fuhr er auf einem hellblau gestrichenen Rade herum und belagerte die Jungfern, die gottlob große Angst vor ihm hatten und ihre Türen verriegelten.”
Mit “hier” ist das Sommerschloss Taxis in Baden-Württemberg gemeint, in das Baron Redwitz im September 1896 geladen war.
“Margarethe” – die blonde “Palatinsenkelin” und “allerglücklichste Erzherzogin” in der k. u. k. Boulevardpresse “Sport und Salon”, Wien 2. Mai 1901
Abb. Heinrich Hahn, Emaille-Miniatur von Margit im schwarzen Abendkleid mit dem Perlendiadem, Hanau 1899
Emaille auf Kupfer, Privatbesitz
Die in Wien wöchentlich erschienene “Illustrierte Zeitschrift für die vornehme Welt.” mit dem Titel “Sport und Salon” berichtet 1901 mit einer Photographie unter der Rubrik “Hof und Gesellschaft” über die Regensburger Fürstin:
“Wen einmal sein Weg in die bayerische Stadt Regensburg, der Residenz der Fürsten von Thurn und Taxis geführt, der wird den Eindruck mit sich genommen haben, dass die kaiserliche Prinzessin aus dem erzherzoglichen Hause Josef, Erzherzogin Margarethe – seit 1890 Gemahlin des Fürsten Albert von Thurn und Taxis – zu den allerglücklichsten Erzherzoginnen zählt, die im laufe der Jahrzehnte Österreich-Ungarns durch fremde Fürstensöhne entführt wurden. …
Keine Fürstin hätte sich Fürst Albert erwählen können, die so sehr wie diese Palatinsenkelin alle Gaben besitzt, den Glanz seines Hauses mit dem Glücke eines fürstlichen Heimes zu verbinden; die stille, fromme, blonde kaiserliche Prinzessin, sanft und gütig in Wort und Weise, die alle Erdenpracht überstrahlt sieht, wenn ihr aus drei rosigen Kindergesichtchen fröhliche Blauaugen entgegenlachen …”
Die blonde Palatinsenkelin war brünett; damals wie heute nahm es die Boulevardpresse mit der Wahrheit nicht so genau; Hauptsache die Geschichte ist gut erzählt, wahr muss sie nicht sein.
“Es ist bereits verwendet” – “babyrosa” Eiscreme nach einem Rezept von Tante Sisi
Alberts Lieblings-Dessert sei nicht verschwiegen. Es war ein Rezept von seiner Tante Sisi, der Kaiserin und hieß “Crème moscovitte”. Leibarzt Reinemer konnte die Begeisterung für die Nachspeise nicht nachvollziehen: Es war “nichts anderes … als eine zu starrem Eis eingefrorene, unendlich süße, babyrosa gefärbte Süßspeise. Mit einer silbernen Schaufel wurden einige Brocken davon abgeschabt und serviert. Man lobte das Machwerk natürlich über den grünen Klee, da der Fürst auf das Familienrezept besonders stolz war. Es ergaben sich verschiedentlich Schwierigkeiten, das Hartgefrorene ordentlich auf den Löffel zu bekommen und die Zahnhälse reagierten heftig auf die Kälte.” Als der Fürst bat, dass nachserviert werden sollte, gab der Oberhofmeister nach langem Zögern endlich flüsternd zu: “Vergebung! Es ist bereits verwendet”. Das Personal hatte hinter dem Paravent den Rest bereits “verschluckt”. “Der Fürst schmunzelte ob der gewählten Ausdrucksform für einen ganz ordinären Mundraub. Die Tafel wurde aufgehoben.”
Zum Dèjeuner war für die Herren der Straßenanzug erlaubt, zum Diner abends war Frack oder Smoking selbstverständlich. Die Damen trugen Abendkleider. Sich am Tag mehrmals umzuziehen gehörte zum Tagesablauf.
Kutschen und Mercedes – das “Paradies” der Fürstin immer dabei
Die Fürstin hatte ihre eigenen Kutschen, die mit dem Allianzwappen am Schlag versehen waren. Benötigte 1904 die fürstliche Familie vom Marstallamt “110 Diener, 5 Automobile, 28 Pferde und 15 Equipagen” zur Reise nach Garatshausen am Starnberger See, so standen 1912 bereits 15 Automobile mit Chaffeuren in Livree zur Verfügung. Während die Kutschen schwarz waren, besaßen alle fürstlichen Autos eine weiße Lackierung. Die Herrschaften fuhren Mercedes. 1954 beschenkte Margarete zum 80. Geburtstag den fürstlichen Chaffeur, der den ersten Mercedes im fürstlichen Fuhrpark gefahren hat, mit einem von ihr gemalten Blumenaquarell. Meist fuhren der Fürst und die Fürstin in eigenen Wägen. Die Fürstin hatte in ihrem Automobilihr “Paradies” dabei, wie sie zu sagen pflegte: “einen Hund, eine Katze und eine Papagei”.(…)
Exkurs: Weihnachten im Schloss
Das Weihnachtsfest im Fürstenhaus wurde gefeiert wie in der Wiener Hofburg. Sieben Christbäume – für jedes Kind einer – wurden aufgestellt und geschmückt. Die dabei tätigen fürstlichen Handwerker – u.a. Schreinermeister Georg Ruhland – erhielten beim Abbau der Tannen jeweils einen Ast mit dem Schmuck als Geschenk. Der Christbaumschmuck wurde offensichtlich jedes Jahr neu erworben.
Ein besonderes Weihnachtsgeschenk wurde zu Weihnachten 1912 geliefert, ein großer Käfig aus hochglanzpoliertem Messing für die Kanarienvögel des Erbprinzen mit einem Grundriß von 2 mal 2 Metern.
“Ballanzug, Damen decolletiert” – Bälle im zentral beheizten Rokokofestsaal
Die Gäste zu einem Ball an einem 12. Februar wurden vom fürstlichen Hofmarschall Ludolf von Beckedorff mit einer goldschnittverbrämten Einladungskarte geladen; mit dem Hinweis: “Ballanzug, Damen decolletiert. / Anfahrt Gobelinstieg.”
Der Ball begann um 9.00 Uhr abends, das heißt die Herrschaften hatten bereits diniert und man kam zum Tanzen. Die Kutschen durften in die Durchfahrt des Ostflügels einfahren. Dort stiegen die Herren in Frack oder Uniform und die Damen im langen Abendkleid mit großem Dekolletee aus, um über die Gobelinstiege das Obergeschoss zu erreichen. Die Vorräume und der Rokokofestsaal waren zentral beheizt, so dass die “decolletierten” Damen eine angenehme Raumtemperatur vorfanden. Die Tänzerinnen erhielten Tanzkarten mit der gedruckten Folge der Tänze, hinter denen die Herren sich namentlich eintragen durften. Einige Tanzkarten gelangten in das fürstliche Archiv.
Fürst Albert schätzte auch noch als älterer Herr die Reize der elegant abendlich gekleideten Weiblichkeit. So berichtet Reinemer, dass der Fürst gelegentlich eines Gala-Diners den Blick vom Dekolleté einer Regensburger Arztgattin kaum abwenden konnte und seinem Leibarzt zuflüsterte: “Hat Er die exzellente Büste der Dame bemerkt?” Die Dame mit dem auffallenden Dekollete muß die “sehr schöne und äußerst schicke” Frau Klier gewesen sein. Sie war die Gemahlin des fürstlichen Hofarztes Dr. med. Maximilian Klier (1907-23.12.1967). Klier war die rechte Hand von Professor Schaudig in der Regensburger Kinderklinik gewesen, bevor er sich als paktischer Arzt selbständig gemacht hat. Er gründete eine Praxis am Watmarkt und wurde zum fürstlichen Hofarzt ernannt. Margarete schenkte ihm laut Familientradition einen schwarzen Scotch Terrier mit dem Namen Bobs – wie mir die Enkelin netter Weise erzählt hat.
Rudolf Zacharias (Zuschreibung), Die ungarische Hofdame Margit Sztáray im Makartkostüm, 5. Februar 1910
“Margit Sztáray 5.II 1910” (mit Feder in Scharz signiert
Photographie, Fürstliche Hofbibliothek:Freytagslg. TT.A.XXII. 17-38. Lit.: BAUMANN, Dissertation mikrofiche, Bd. 3, Abb. 34 b
Das Kostümporträt entstand im hellen Wintergarten des Südflügels. Die Gräfin war seit 1890 die erste ungarische Hofdame der Fürstin. Sie trägt ein Hofkleid mit einem großen, federgeschmückten Hut, ein Kostüm wie es in Wien einst Hans Makart entworfen hat.
Historismus pur – der maskierte Hofball am 5. Februar 1910
Besonders einfallsreich waren die Verkleidungen zum “maskierten Hofball” am 5. Februar 1910. Rudolf Zacharias dokumentierte die Kostüme der Honoratioren, Hofdamen und der Kavaliere. Die Damen und Herren wetteiferten in den Stilen des Historismus von der Renaissance bis zum Biedermeier. Überhaupt bedeutete dieses Jahr 1910 für die Stadt und das Fürstenhaus viel Repräsentation. Regensburg feierte die 100jährige Zugehörigkeit zum Königreich Bayern und Fürst Albert war der Protektor der Gewerbe- und Kunstausstellungen im Stadtpark und Altem Rathaus.
Ein Jahr später fand im Schloss wieder ein bedeutender Maskenball statt. Es waren 180 Gäste geladen. Der Fürst trat im Ritterkostüm, die Fürstin als Burgfrau auf.
Rudolf Zacharias, Porträtphotographie der Fürstin, Regensburg um 1912/13
Ein Donauschiff namens “Margit”
Die Schifffahrt auf der Donau wurde bis zur Gründung des Bayerischen Lloyd 1913 von Österreich Ungarn beherrscht. Es war naheliegend, dass eine königlich ungarische Aktiengesellschaft einen Dampfer nach der ungarischen Erzherzogin und Regensburger Fürstin den Namen “Margit” gab.
Eine Einladungskarte der Königlich Ungarischen Fluss- und Seeschiffahrts Actiengesellschaft lud am 6. Juni 1910 zum “Déjeuner an Bord des Dampfers Margit” während der Fahrt von Regensburg nach Deggendorf ein. (…)
Der Wandel von der femininen Hochsteckfrisur zum knabenhaften “Bubikopf”
Trug Margit bisher eine typische Jugendstil-Hochsteckfrisur, so entschied sie sich in der ersten Hälfte des Jahres 1915 für einen männlichen Kurzhaarschnitt. Die offizielle Photopostkarte zur Feier der Silberhochzeit zeit die Fürstin erstmals mit einer modernen Kurzhaarfrisur. Zacharias photographierte vor der Feier im Juli die Jubilarin im Hochzeitskleid mit dem Perlendiadem in dem zum Fest passenden Ambiente des Silbersalons ihres Appartements.
Margits Kurzhaarschnitt ist zunächst in der Kriegszeit als praktische Frisur für ihre Tätigkeit als Rot-Kreuzschwester zu erklären. Zudem lag die Fürstin voll im Trend der Zeit, die das knabenhafte Frauenideal in der Mode popularisierte. Ihrem persönlichen Ideal einer sportlichen “Soldatentochter” entsprach die Kurzhaarfrisur, die sie bis zu ihrem Tod beibehielt.
181 Charles F. Hancock, Smaragddiadem der Fürstin Margarete, London um 1866
Silber, Smaragde, Diamanten
Auf einer Zeichnung der Londoner Juweliersfirma Hancocks und Co ist das Diadem mit den Smaragdtropfen zu identifizieren. Es war 1866 in Paris im Palast der Industrie mit Unterstützung durch Queen Victoria von Hancock ausgestellt worden.
Das Smaragddiadem schenkte Fürst Albert wohl zusammen mit einer großen Smaragd-Corsagebrosche zur Silberhochzeit 1915. Das Diadem kann zu Broschen zerlegt werden.
Silberne Hochzeit des Fürstenpaares und Smaragde als Geschenke
Die Silberne Hochzeit des Fürstenpaares im Juli 1915 wurde nur im kleinen Rahmen gefeiert, auch wenn die Präsente der fürstlichen Beamten und der Regensburger Offiziere – ein silberner Tafelaufsatz und eine Nymphenburger Porzellanfigur der Fürstin zu Pferde – noch den alten Glanz heraufbeschworen. Der Fürst schenkte seiner Gemahlin wohl das Smaragddiadem, das 1866 der Londoner Juweliers Hancocks angefertigt hat. Im dekorierten Winterchor der Basilika St. Emmeram zelebrierte der Regensburger Weihbischof Johann Baptist Hierl (1856-1936) – Bischof Anton von Henle war schon seit Jahren kränklich – die Festmesse. Anschließend um 13.00 Uhr eröffnete der Taxismarsch das Galafrühstück im Rokokofestsaal. Der Marsch erklang aus den beiden erhöhten Musikemporen. Der Fürst wünschte in seinem Toast einen baldigen Frieden. Das Zentrum der Tafel zierte das Geschenk der fürstlichen Beamten, ein Tafelaufsatz in Form eines Rundtempels aus Silber und Elfenbein – eine Arbeit der Straubinger Goldschmiedewerkstatt Leser.
Die Gäste erhielten einen silbernen Blumenzweig als Erinnerungsgeschenk. Den Weihbischof beschenkte das Fürstenpaar großzügig mit einem Smaragdring, mit dem sich Hierl sogar porträtieren ließ. Man bevorzugte im Jugendstil wieder farbige Steine und offensichtlich waren besonders Smaragde Modesteine; selbst Papst Leo XIII trug einen großen Smaragdring.
Das Ende der Monarchien – aus dem Titel Fürstin wird der Familienname “Fürstin von Thurn und Taxis”
In einem Eisenbahnsalonwagen in Compiègne wurde am 11. November 1918 um 5 Uhr früh der Waffenstillstand unterzeichnet. Um 11 Uhr schwiegen endlich die Waffen. Bereits 5 Tage später ließ Margit durch die fürstliche Verwaltung den Regensburger Zeitungen mitteilen: “Die Frau Fürstin hat den Wunsch ausgesprochen, das ihrer in den Zeitungen nur mehr als Fürstin Thurn und Taxis nicht mehr als K und K. Hoheit erwähnt wird.” Margit war politisch genau informiert und gab konsequent mit dem Ende der Monarchien in Deutschland und Österreich-Ungarn ihre Adelsprädikate auf, bevor dies gesetzlich in der Republik Bayern und der Weimarer Republik geregelt wurde.
Am 7. Januar 1919 endete in Bayern gesetzlich verordnet der Fürstinnentitel und der fürstliche Oberarchivrat Dr. Rudolf Freytag notierte unter diesem Datum in sein Tagebuch: “Das Staatsgrundgesetz der Republik Bayern wird veröffentlicht. Punkt 11: Alle Vorrechte der Geburt und des Adels, sowie Titel, die keine Berufsbezeichnung sind, werden aufgehoben.” Anscheinend war der treue Archivar mehr erschüttert als die Fürstin.
Margits Schwiegersohn – der Markgraf von Meißen – Hochzeit 1923
Von 1920 bis 1923 feierte man anscheinend planmäßig jedes Jahr eine Hochzeit. Vier mal gelang es höherrangigere Partner zu finden. 1924 krönte die Profeß von Pater Emmeram die “Heiratspolitik”; ein Sohn wurde Geistlicher, worauf Margit sehr stolz war. Die drei “R” Religion, Repräsentation und Reproduktion wurden auch in der nächsten Generation perfekt umgesetzt:
Anonymer Photograph, Das Puppenhaus der Prinzessin Helene, gefertigt von Schreinermeister Georg Ruhland (1870-1957), Regensburg um 1908,
Photographie, Vintage, Privatbesitz.
Salon und Schlafzimmer sind im Stil der deutschen Renaissance gestaltet. Die Photographie stammt aus dem Besitz des angesehenen fürstlichen Schreinermeisters. Den Titel Hofschreiner gab es nicht.
Die einzige Tochter des Fürstenpaares, Prinzessin Elisabeth Helene (1903-1976), heiratete am 16. Juni 1923 in Regensburg den zehn Jahre älteren sächsischen Prinzen Friedrich Christian von Sachsen, Herzog zu Sachsen, Markgraf von Meißen (1893 Dresden – 1968 Samaden/Schweiz). Die Trauung zelebrierte der Onkel des Bräutigams, Universitätsprofessor Dr. theol. Maximilian Prinz von Sachsen, unter Assistenz der Bischöfe von Regensburg und Meißen.
“Ratisbona Antlizt leuchtet
Auf in stiller Herzensfreude,
Weil die edle Fürstentochter
Heute glänzt im Brautgeschmeide
…”
Margits Schwiegersohn war promovierter Jurist. “Abwechselnd” lebte das Paar in Schloß Sibyllenort in Schlesien und auf Schloß Prüfening in Regensburg. Dort wurde der älteste Sohn des Markgrafenpaares Prinz Maria Emanuel von Sachsen am 31. Januar 1926 geboren. Der zweite Sohn Prinz Albert von Sachsen hatte Fürst Albert als Taufpaten. Margaretes Schwiegersohn stieg nach dem Tod seines älteren Bruders, der in den Jesuitenorden eingetreten war, 1943 zum Chef des ehemaligen sächsischen Königshauses auf und führte den Titel Markgraf von Meissen.
Elisabeth Helene Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen Markgräfin von Meißen, geb. Prinzessin von Thurn und Taxis wurde wie ihr 1968 verstorbener Mann 1976 in der Königskapelle in Brennbichl bei Imst in Tirol beigesetzt. Eine Beerdigung in Sachsen war im Zeitalter des Kalten Krieges unmöglich. Diese Kapelle war 1855 zum Gedenken an den tödlichen Verkehrsunfall von König Friedrich August II. von Sachsen im August 1854 von der Königin-Witwe gestiftet worden. Prinz Friedrich Christian hatte 1960 den thurn-und taxisschen Baurat Hermann Rauh mit der Planung einer zusätzlichen Grabstätte hinter der neogotischen Kapelle unter Aufsicht des tiroler Landesdenkmalamtes beauftragt.
Margits Enkel, Maria Emanuel, ist heute Chef des Hauses Wettin- Albertinische Linie. Der zweitälteste Enkel Margits unter den Wettinern, der promovierte Historiker Dr. phil, Dr. h.c. Albert Prinz von Sachsen, Herzog zu Sachsen schrieb freundlicher Weise das Geleitwort für dieses Buchprojekt (siehe oben, eine Passage davon).
(…)
“Pater Emmeram wäre ein exzellenter Fürst geworden.” – Profeß 1924
Der fünfte Sohn, Prinz Max Emanuel Maria Siegfried Joseph Antonius Ignatius Lamoral (1902-1994) wurde im Familienkreis “Wunz” (abgeleitet von winzig) gerufen und nach seinem Kosenamen war eine Wiese mit schöner Aussicht im Jagdrevier Thiergarten benannt. Er erreichte seinem Vater folgend eine stattliche Körpergröße. Die Eltern hatten für Ihn die geistliche Laufbahn bestimmt. So trat der 20jährige Taxis-Prinz im September 1922 als Novize in das Benediktinerkloster Neresheim in Baden Württemberg ein. Vor seinem Klostereintritt forderten die ungarischen Verwandten anlässlich eines Festes Emmeram zum Csádastanzen auf, damit er das profane Leben noch einmal in vollen Zügen genießen könne.
Am 18. September 1924 legte Emmeram in der Abtei Neresheim seine monastische Profeß ab. Fürst Albert von Thurn und Taxis übereignete in einem Schenkungsvertrag die Klosteranlage Neresheim mit umliegenden Wiesen und Feldern – allerdings ohne den einstigen Klosterwaldungen – den Benediktinern, die seit 1920 in Neresheim wirkten. Es war naheliegend, dass der historisch gebildete Prinz den Namen Emmeram annahm. Der Wanderbischof Emmeram war im 7. Jahrhundert in der ehemaligen Regensburger Benediktinerklosterkirche am Familienschlosses St. Emmeram bestattet worden. Am 20. September 1930 wurde Emmeram zum Priester geweiht und feierte seine Primiz. Dabei trug er ein altes Messgewand aus dem Besitz des Regensburger Museums bzw. von Dr. Boll. Emmeram erwiderte die Zurverfügungstellung der Kasel mit der Schenkung eines Ölbildes von dem Regensburger Maler Hans Kranzberger. Die Priesterweihe und Priminz wurde vom 20.-22. September auf Schloss Taxis gefeiert. Bei einer Abtwahl in seinem Kloster 1948 unterlag Emmeram.
1951 zog sich Pater Emmeram OSB in das fürstlich Sommerschloß Prüfening, einem ehemaligen Benediktinerkloster vor den Toren Regensburgs, zurück. Nach 150 Jahren versuchte er das Kloster wieder zu besiedeln. Es wurde ein Verein zur Wiedererrichtung des Klosters gegründet. Vereinsmitglieder waren er selber, seine Brüder, der fürstliche Hofmarschall und der Regensburger Erzbischof Michael Buchberger. Die Frömmigkeit des Fürstensohnes Emmeram war so groß wie seine Hartnäckigkeit in der Verfolgung dieses Lebenszieles. Die Leutkirche des Klosters St. Andreas ließ er restaurieren und 1977 vom Abt Emmeram Geser von Metten konsekrieren. Für die Ausstattung suchte er auch bei uns nach einem romanischen Kruzifix.
Der wohl als krankhaft zu charakterisierende Geiz des Mönches hat letztlich viele Aspiranten abgeschreckt, so dass in Prüfening die Wiederbelebung des alten Benediktinerklosters scheitern musste. Die Mutter hätte ihn wohl gerne einmal standesgemäß als Abt von Neresheim gesehen. Angeblich hatte die Fürstin bereits an einem Messornat gestickt. Für ihren Sohn schrieb die malende Fürstin ein Missale und versah es mit zahlreichen Miniaturen. Margarete setzte ihren geistlichen Sohn als Testamentsvollstrecker ein. Pater Emmeram trug 1955 Sorge dafür, daß das Atelier seiner Mutter “dem Hause” erhalten blieb. Künstlerisch interessierte Familienmitglieder sollten hier auch künftig arbeiten können. Der Erhaltungszustand des Jugendstil-Atelier-Ensembles ist wohl einmalig in Deutschland.
Der an Kunst und Antiquitäten sowie alten Büchern stets sehr interessierte Pater Emmeram besuchte gerne unser Antiquitätengeschäft und suchte jahrelang geduldig ein Rokoko-Sofa – er sprach das Wort ganz langsam aus – für die Möblierung seiner Gästezimmer in Prüfening, die selbstverständlich nach dem Vorbild der Schlossinterieurs mit Antiquitäten ausgestattet waren. Meine Eltern sprachen den im Benediktinerhabit auftretenden Emmeram mit Durchlaucht an. In Prüfening durfte ich mit ihm am 13. Juni 1990 ein fast vierstündiges Gespräch über seine Mutter führen. Dabei diente das erste Manuskript zu dieser Biographie als Gesprächsgrundlage.
Pater Emmeram überlebte seine Geschwister und führte zuletzt als humorvoller Einsiedler ein strenges Leben: “Wir heizen mit Kälte” oder “Wenn ich die Ehre haben sollte, in den Himmel zu kommen, würde ich zur Gruppe der Eisheiligen gehören!”. Am 3. Oktober 1994 verstarb Pater Emmeram in Regensburg und wurde am 7. Oktober auf dem Klosterfriedhof in Neresheim bestattet. Im “Buch des Lebens”, dem Attribut des seligen Prüfeninger Gründerabtes Erminold, wußte auch der bescheidene Taxisprinz sein Leben aufgeschrieben. Als letztes Vereinsmitglied ohne Testament und Erben hinterlies der sparsame Mönch ein für die Kloster-Neugründung von Prüfening angesammeltes, großes Stiftungsvermögen – Geldvermögen in Höhe von knapp 4 Millionen DM – , das nun an den Freistaat Bayern fiel, der davon 1 Million DM in die Rewag-Kulturstiftung einfließen ließ.
Sein Neffe Prinz Albert von Sachsen resümierte im Juni 2010: “Pater Emmeram wäre ein exzellenter Fürst geworden.”
Abb. Anonymer Photograph, Detailansicht Margarete, 1928 (?), Quelle: Internet, Helene in Bayern
Das Bild ist ein Detail aus einem Gruppenporträt.
Margit und die Pariser Art-Deko-Mode
Ein Gruppenbild zeigt Margit Ende der 1920er Jahre als modebewusste Frau. Trotz der schwarz/weiß Aufnahme kann man auf Farben schließen: Ihr Straußenfederfächer in zwei Farben ist sicher auf ihre Garderobe abgestimmt. Dieses zweifarbige Ensemble besteht aus einem dunkleren Abendkleid und einer helleren Stola. Margit will wie jede festlich gekleidete Frau zum Diner oder Ball auffallen; ihre Konkurrenz zeigt sich in hellen Kleidern.
Der Clou ist aber ihr extravagantes Stirnband, das farblich zur Stola passt und das sie mit einer großen, perlenbesetzten (?) Schließe geziert hat. Die Schließe des 19. Jahrhunderts (?) gehört in ihrer ursprünglich gedachten Funktion zu einem Gürtelband und ist entsprechend breiter als das durchgezogene Band. Margit sprengt hier die Konventionen des Damenschmuckes. Stirnbänder als Kopfschmuck tief in die Stirn gezogen zu tragen, war eben gerade zur Art-Deko-Zeit in Paris chic geworden. Margit wollte hier bewusst modern sein und trug kein Diadem. Die Herrenmode konnte nichts Vergleichbares bieten. Man trug klassisch den auf Figur geschneiderten Frack.
Abb. Julius von Blaas, Margarete im Damensitz zu Pferd im Sprung, Wien 1894, Ölgemälde, Schloss St. Emmeram; Lit.: STYRA, Margarete und Albert, Abb. 55.
Im Hintergrund begleitet eine der beiden Hofdamen den sportlichen Ausritt der jungen Fürstin.
Die brillante Reiterin im Damensattel
Margits Hauptsport war das Reiten. Die Erzherzogin hatte – wie im Hause Habsburg gern gesehen – eine strenge, militärischen Idealen folgende Erziehung erhalten. Zu dieser militärischen Härte paßte auch ihre Leidenschaft als ausdauernde Reiterin; ein elitär Sport, den die “Soldatentochter” bis zu ihrem achtzigsten Lebensjahr regelmäßig pflegte. Für Damen des Adels war das Reiten im Damensitz obligatorisch. Obwohl in Ungarn bei den Magnatinnen auch der “Herrenritt” üblich war – den Sissi ebenfalls erlernte -, blieb Margit dem standesgemäßen Damensattel treu. Auch noch in den 1930er Jahren saßen die “göttliche” Greta Garbo (1905-1990) und natürlich die Romanfigur Miss Marple der Engländerin Agatha Christie (1890-1976) im Damensattel. Dass Margit auf dem Pferd eine bessere Figur machte als ihr Gemahl, erzählte mir schmunzelnd die stadtbekannte Arzttochter und promovierte Germanistin Dr. Inge Köck (geb. 1918).
Einer der wenigen Bürgerlichen, die um 1900 mit der sportlichen Fürstin ausreiten durften, war der Stadtamhofer Essig- und Likörfabrikant Albert Saemmer, der nicht nur ein weltmännischer Ruderer, sondern auch ein anspruchsvoller Reiter auf teueren Reitpferden war.
General Patton im Hauptquartier Schloss St. Emmeram – Pistolenschütze und Retter der Lipizzaner
Am 14. April 1945 verließ die Fürstenfamilie Schloß St. Emmeram und zog sich auf die Hütte, eine Jagdhauskolonie tief im Wald des 2.800 Hektar großen fürstlichen Jagdreviers Thiergarten zurück. Das Jagdhaus Thiergarten selbst war von der SS beschlagnahmt worden.
(…)
13 Luftangriffe wurden auf Regensburg geflogen und töten 1100 Menschen. Das vom Fürsten verlassene Schloss wurde zur Zitadelle erklärt. (…)
Am 8. Mai 1945 trat der Waffenstillstand in Kraft. Der Fürst feierte auf der Hütte seinen 78. Geburtstag, durfte aber noch nicht nach Regensburg zurückkehren. Schloß St. Emmeram war das Hauptquartier des legendären amerikanischen Generals George Smith Patton junior, Befehlshaber der 3. US Army. Sein zu kurzes Bett im Schloss wurde für den groß gewachsenen Patton am Fußende ausgesägt und um einen Stuhl als Auflager für die Füße verlängert. Der General, der Anfang April die Gräuel des Konzentrationslager Buchenwald gesehen hatte, hat mit der für ihn berühmten Schnelligkeit seiner Truppen Süddeutschland von den Nazis befreit.
Der fürstliche Hauskaplan Ignaz Weilner beschrieb Patton als einen “Ritter ohne Furcht und Tadel”, der sich beim Diner auf der Hütte am 23. Mai 1945 sichtlich wohl fühlte: Patton benahm sich wie ein englischer Lord und brachte dem Fürsten das “OFF LIMITS” für das Schloß St. Emmeram in Regensburg zum Dank für das beste Quartier, das er in Deutschland je innehatte. Mit dem alten Erzherzog-Feldmarschall Joseph verstand sich der General sogleich. Beide waren ausgezeichnet worden als die besten Pistolenschützen ihres Landes, Patten in den USA und der Erzherzog in Ungarn. Für Patton war das Diner auf der Hütte so ganz nach seinem Geschmack. Er war begeisterter Pferdeliebhaber wie die Fürstin und dürfte dem Fürstenpaar von seiner waghalsigen Rettungsaktion der Lipizzaner erzählt haben. (…) Margarete schätzte Patton, der nach einem tragisch mysteriösen Zusammenstoß mit einem Militärtransporter an den Folgen des Unfalls im Dezember 1945 im Militärhospital in Heidelberg verstorben ist. Margit modellierte eine Reiterstatuette des Generals, von der sie einen Bronzeabguss der Witwe Patton schenkte.
Dank des kulturbewußten Generals Patton überstand Schloss St. Emmeram ohne Plünderungen den Krieg, während in der Kirche St. Emmeram der Bischofstab des Hl. Wolfgang seiner Cimelien von amerikanischen Soldaten beraubt worden ist. Am 19. Juli 1945 konnte das Fürstenpaar in das Schloss St. Emmeram zurückkehren. Ein gerahmtes, gedrucktes Schreiben der Militärregierung verfasst in Englisch und Deutsch, schützte das fürstliche Schloss:
“Militärregierung für Bayern
Gebäude
Unter Denkmalschutz”
(…)
14. Juli 1950: Margarete – die einzige Ehrenbürgerin der Stadt Regensburg
1950 wurden der Fürst und die Fürstin von der Stadt nochmals feierlich groß geehrt. Die zweitägige Feier der Diamantenen Hochzeit war das letzte große Fest des Fürstenpaares im Regensburger Schloß St. Emmeram.(…)
Die Feierlichkeiten begannen am Freitagvormittag, den 14. Juli 1950, 10.30 Uhr mit einer Gratulationscour im Südflügel des Schlosses St. Emmeram. Der Empfang fand im ersten Obergeschoß im Renaissanceambiente des Seckauerzimmers, dem Audienzraum des Südflügels, statt. Das Fürstenpaar nahm stehend eineinhalb Stunden lang Gratulationswünsche entgegen. Die Gäste warteten im Empfangssalon, der vor dem Seckauerzimmer liegt, und wurden dann zum Fürstenpaar vorgelassen und vom Hofmarschall Baron Otto Karl von Schirnding (1892-1979) vorgestellt. Das Zeremoniell verlief wie bei Familientreffen in der Wiener Hofburg. Es musste der Rangniedrigste sich zuerst einfinden und wurde als erster vorgelassen; der Ranghöchste durfte sich Zeit lassen und wurde als Letzter empfangen. Beim Verabschieden war die Folge umgekehrt.
Als erstes gratulierten die fürstlichen Beamten. Es folgten die Damen der fürstlichen Beamten. Dann gratulierte der Regierungspräsident Dr. Wein von Oberpfalz und Niederbayern und überbrachte ein “Huldigungsschreiben” des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Hans Erhard. Schließlich folgte der gewählte Oberbürgermeister von Regensburg Georg Zitzler mit Bürgermeister Perzl und den Vertretern der Fraktionen des Stadtrates, Hans Herrmann, Ernst, Heitzer und Lanzinger.
Der Oberbürgermeister hielt eine Dankrede und verlaß die Urkunde zur Verleihung des Ehrenbürgerrechtes der Stadt Regensburg an Fürst Albert und Fürstin Margarete. Anschließend überreichte das Töchterlein des Oberbürgermeisters auf einem Kissen einen großen 50 cm langen vergoldeten Schlüssel, der als Futteral für die dem Fürsten bereits übergebene Urkunde dienen soll. Den Schlüssel mit den Initialen A und M hatte der Steinweger Kunstschmied Adolf Engel aus “Messsingsilber” getrieben. Die Urkunde hatte in den fürstlichen Hausfarben blau und rot der Regensburger Bühnenbildner und Grafiker Jo Lindinger kalligraphisch gestaltet. Die Idee zu dem Schlüsselfutteral hatte der Kunsthistoriker und Regensburger Museumsdirektor Dr. Walter Boll. Margarete bedankte sich mit den Worten: “Ich habe mich so in der Stadt eingewöhnt. Ich liebe Regensburg von ganzem Herzen.” Bis heute ist Margarete die einzige Ehrenbürgerin Regensburgs.
15. Juli 1950: Die Feier der Diamantenen Hochzeit – wie in Filmen, ein “glanzvolles Hoffest, das weniger reaktionär als romantisch war”
Der Samstag, der 15. Juli 1950, der Hochzeitstag von Albert und Margit, begann 8.00 Uhr mit einer Hl. Messe in der Hauskapelle. 8.30 erfolgte die “Gratulation der hochfürstlichen Familie im großen Empfangszimmer” im Südflügel 1. Obergeschoss.
Ernst Berger, Diamantene Hochzeit Fürst Albert und Margarete, Zusammenkunft im Silbersalon des Ostflügels vor dem Zug zur Messfeier in der Basilika St. Emmeram, um 11.15 Uhr am 15. Juli 1950
Fotografie. Kat. Nr. 169
Der Bildberichterstatter Ernst Berger dokumentierte für die Presse am 15.7.1950 die Feier der Diamantene Hochzeit des Fürstenpaares. Die Schwarzweißaufnahme zeigt im Silbersalon des Ostflügels, von links nach rechts Pater Emmeram, Erzbischof Buchberger und das Jubel-Hochzeitspaar. Margarete hält ihr Gebetbuch in den Händen. Der Erzbischof mit Pontifikalschuhen hat um den linken Arm die Schleppe der scharlachroten Cappa Magna kunstvoll wie ein römischer Senator drapiert.
Fürst Albert schaut gelangweilt in die Kamera. Er mochte Buchberger nicht, dessen pessimistische Einschätzung der politischen Situation mit den amerikanischen Atombomben Albert in Rage und Besorgnis versetzt hatten. Trotzdem hatte der Erzbischof das Privileg im fürstlichen Park spazieren zu gehen.
11.30 Uhr fand ein Festgottesdienst zur Feier der Diamantenen Hochzeit des Fürstenpaares in der Emmeramskirche statt. Dazu erfolgte rechtzeitig 11.15 Uhr die “Versammlung der Höchsten Herrschaften im großen Empfangszimmer, Südflügel, der Suiten und Gäste im Silberzimmer und gelben Salon des großen Appartements, Ostflügel”. Zum Anzug wurde angeordnet: “Herren: Galauniform bzw. Frack, Orden mit Band, Damen: Diadem, Orden mit Band”. Margit trug passend zur Diamantenen Hochzeit ihr Diamantdiadem. Albert trug keine Uniform mehr, sondern den Frack mit seiner Diamant-Schmuckausführung vom Goldenen Vlies.
In vorgeschriebener “Führerordnung” erfolgte über den Kreuzgang der Einzug der Paare. Die betagte Hofdame Freiin von Rolshausen, geschmückt mit dem Elisabeth-Orden, den einst Kaiser Franz Joseph kurz nach dem Tod der Sisi am 17. September 1898 gestiftet hatte, trug die Schleppe der Fürstin. Der Regensburger Erzbischof Dr. Michael Buchberger (reg. 1927-1961) erschien “in Scharlachrobe mit drei Meter langer Schleppe”. Er war der Hauptzelebrant der Festmesse.
1 Uhr nachmittags gingen die Festgäste in den “Ballsaal” zum “Galafrühstück” mit 69 Gedecken an einer langen Tafel. Dazu waren auch der Regierungspräsident und der Regensburger Oberbürgermeister vom Hofmarschallamt eingeladen worden. Der Bildtext eines Zeitungsartikels beschreibt das Festessen wie in einem “Film” in einer politisch brisanten Zeit, in der 60 km entfernt die “Soldaten des Ostens” stehen.
“Was meint Er, ob es – drüben – auch Fürsten gibt?”
Als das Fürstenpaar einen neuen Leibarzt suchte, bewarb sich Walther Reinemer (1910-1986) um die Gunst des Fürstenhauses. Der ältere Kollege Dr. Schaudig war Mitbewerber, stolperte aber beim Vorstellungsgespräch über eine Teppichfalte. Diese tollpatschige Unsicherheit verleitete den Fürsten zu Rückschlüssen auf die ärztlichen Fähigkeiten zu Ungunsten des Bewerbers, so dass der junge, weltmännisch charmante Reinemer, Theaterarzt und Künstlerfreund, seit den 1940er Jahren zum stadtbekannten fürstlichen Leibarzt aufsteigen konnte.
Fürst Albert beschenkte seinen Leibarzt mit einem seiner schönsten Rokokosekretäre, einem Frankfurter Möbel mit silbernen Beschlägen.
Viele Damen der Stadt wurden gerne krank, nur damit Reinemer an ihr Bett kam und ihnen die Hand drückte, was eine sofortige Besserung des Gesundheitszustandes zur Folge hatte. Der redselige Regensburger Stararzt plaudert gekonnt in einem Aufsatz im Regensburger Almanach über seinen berühmtesten Patienten Albert Lamoral.
Seinem Leibarzt stellte der Fürst einmal die Frage: “Was meint Er, ob es – drüben – auch Fürsten gibt?” Im Januar 1952 verstarb Fürst Albert, der letzte “Erbgeneralpostmeister” im Alter von 85 Jahren im Neorenaissance-Himmelbett seines Schlafzimmers. Wie sein Bruder wurde auch Albert gleich nach dem Tod noch in seinem Bett fotografiert. Das Totenbett schmückte Margit mit einem Strauß von italienischen gelben Mimosen, den “betäubend süß” duftenden Lieblingsblumen ihres Mannes. Auch in der Gruftkapelle lag ein Mimosenkranz vor dem aufgebahrten Leichnam. Auf der Kranzschleife stand “Deine Margit”.
Die Antiquitätenhändlerswitwe Anna Baumann heftete über das linke obere Eck der Porträtphotographie des Fürsten, die schon seit Jahrzehnten nahe beim Ladeneingang Obermünsterstraße 12 aufgehängt war, einen Trauerflor.
Die Fürstinwitwe in Schwarz, aber nie ohne Schmuck
Am 15. Dezember 1953 feierte Margits einzige Tochter Elisabeth Helene ihren 50. Geburtstag in Regensburg. Max Graggo junior – in der zweiten Generation “Hofphotograph” – schuf ein schönes Gruppenporträt vor dem Kachelofen im Seckauer Zimmer, einem Lieblingsstandort für Porträts der Fürstenfamilie. Die Photographie zeigt Halbfiguren. Im Zentrum steht die Jubilarin Elisabeth Helene, die sich zu ihrer Mutter, die zu ihrer Rechten steht, hinwendet. Rechts im Bild blickt Fürst Franz Joseph mit einer Zigarre lächelnd ins Weite. Links flankiert der Markgraf von Meissen, der Gemahl der Jubilarin, das Gruppenporträt. Margit im dunklen Kleid reich mit Perlenketten und Broschen geschmückt hat ihre Arme bei der Tochter und ihrem Schwiegersohn eingehängt und blickt entspannt heiter direkt auf den Betrachter.
Drei Jahre nach ihrem Gemahl, kurz vor ihrem 85. Geburtstag verstarb Fürstin Margarete Clementine am 2. Mai 1955, am Vormittag um 11.30 Uhr, im Regensburger Schloß St. Emmeram. Von ihrem Hofkaplan Dr. Weilner hatte sie sich selbst die letzte Ölung erbeten. Ihr Schwiegersohn beschrieb den Tod der Fürstin, der “ganz Ihrem Leben entsprach – tapfer hingenommen – gross bis zuletzt – eine echte Nachkommin der Kaiserin Maria Theresia.” Der Trauerflor wehte an den blau-roten fürstlichen Fahnen im Schloß und an den fürstlichen Gebäuden in Regensburg. Auch der Regensburger Oberbürgermeister ordnete Trauerbeflaggung in der Stadt an: “… An die Hausbesitzer richte ich die Bitte, der aufrichtigen Trauer und herzlichen Anteilnahme der Bevölkerung durch Beflaggung der Häuser am Tage der Beisetzungsfeierlichkeiten, Donnerstag 5. Mai, Ausdruck zu verleihen”.
Zusammenfassung
Das zweite Kapitel zeigt die erfolgreiche Regensburger Fürstin als Mutter eines Erbprinzen und von insgesamt sieben Söhnen und einer Tochter. Während man im Regensburger Schloss bei den Diners in der Adelsgesellschaft unter sich bleibt, lässt man sich auch öffentlich von den Bürgern und Bürgerinnen von Regensburg und Stadtamhof feiern; vom aufwändigsten historischen Kostümfestzug der Geschichte Regensburgs, dem Residenzjubiläum 1899, bis zur Feier der Diamantenen Hochzeit 1950. Großzügige Geldgeschenke an die Stadt erfolgten im Gegenzug; ebenso stiftete man Altäre für Kirchen und war als katholisches Fürstenhaus besonders von Bischof Ignatius von Senestrey und Erzbischof Dr. Michael Buchberger geschätzt.
Für die Verwundeten der Weltkriege und die kranken Kinder ist die Fürstin als Rot-Kreuzschwester sogar bei Operationen behilflich. Die Heiratspolitik ihrer beiden ältesten Söhne findet wie im Haus Österreich so oft als Verwandtenehe erfolgreich mit höherrangigen Frauen statt. Pater Emmeram wird als Priester und Benediktiner der Liebling seiner Mutter. Der Reitsport erhielt der Fürstin lange Zeit trotz der vielen Geburten eine schlanke Figur und war für sie bis ins 80.Lebensjahr ein Ausgleich zu den mustergültig erfüllten Repräsentationspflichten in der Stadt Regensburg. General Patton übergab 1945 dem Fürstenpaar das OFF LIMITS für das unversehrte Schloss St. Emmeram. Margarete erhielt zusammen mit ihrem Gemahl als bisher einzige Frau die Ehrenbürgerwürde der Stadt Regensburg. Wie es sich für eine Erzherzogin gebührt wurde 1955 die Verstorbene, deren Sarg ihr gesatteltes Leibpferd folgte, nach Wiener Hofzeremoniell in die fürstliche Gruftkapelle getragen und in der Tracht einer Rot-Kreuzschwester aufgebahrt.
III. “aus dem Schaffen der hohen Frau …” – die als Malerin und Bildhauerin dilettierende Fürstin.
In der Trauerrede von Erzbischof Buchbeger am 5. Mai 1955 wurden die künstlerischen Aktivitäten der Fürstin als ihre größten Wohltaten hervorgehoben: “Ihre kaiserliche Hoheit hat aber nicht nur von dem gespendet, was sie hatte, sondern auch von dem, was sie durch ihre Kunst, durch Malerei und Bildhauerei, erarbeitete. Das ist wohl noch kostbarer als alles andere.”
1. Margit – Raumschmuck, Ölbilder und Aquarelle
Hausunterricht von Wisinger-Florian – 1887 Beginn einer Künstlerinnenfreundschaft
Baron Redwitz berichtet in ihren Memoiren, dass sie im Januar 1889 anlässlich einer Besichtigung der neuen Wohnräume des Fürsten Albert im Südflügel von Schloß St. Emmeram in Regensburg eine Porträtphotographie der Erzherzogin Margarete auf dem Schreibtisch von Fürst Albert – noch vor der Verlobung am 12. Mai 1889 – erspäht hatte. Das Photo Margaretes befand sich in einem von ihr selbst gemalten Rahmen . Diese Beobachtung stimmt mit einer Interieurphotographie vom Schreibzimmer des Fürsten wohl aus demselben Jahr überein. Sie zeigt den blümchenbemalten rechteckigen Rahmen mit der Porträtphotographie Margaretes auf dem teilvergoldeten Nussbaum-Schreibtisch des Fürsten stehend, eine Liebeserklärung von Margit an Manni.
Das Zeichnen und Malen gehörte zur Ausbildung von Kindern einer Adelsfamilie. Dieser Unterricht ging bei Margit über das übliche Pflichtstudium hinaus. Die erzherzogliche Familie wählte eine hochkarätige Lehrerin, die heute als eine der bedeutendes Wiener Impressionistinnen gilt und die auch Pianistin war, Olga Wisinger Florian (1844-1926). Sie gab auch der älteren Schwester Maria Dorothea Malunterricht. Für Margit wurde daraus eine Liebhaberei. Das Malen in Öl und später das Aquarellieren pflegte sie als Fürstin Taxis weiter und ließen sich auch später noch Unterricht erteilen.
Dank der Tagebücher von Wisinger Florian, wissen wird genau wie die Künstlerin zur Lehrerin für Margit und ihre Schwester ernannt worden war: Voraus ging ein großer Prestigeerfolg für die Künstlerin, als 1884 Kaiser Franz Joseph sich nach einem ihrer Gemälde erkundigt hat. Zwei Jahre später wurde sie Ihrer Majestät persönlich vorgestellt. Im Januar 1887 erschien die Hofdame von Margits Mutter, Baronin Boxberg, bei Wisinger Florian und übergab eine Einladung nach Schloss Alcsuth. Sie sollte Margit und Marie Malunterricht erteilen. “Victoria” schrieb die Künstlerin in ihr Tagebuch. Die Karriere der nun etablierten 43jährigen Künstlerin war gesichert. (…)
Aquarelle vom Schloß St. Emmeram
Die Interieurveduten der Fürstin Margarete stehen in der Tradition der als Aquarell und Gouachen ausgeführten “Zimmerbilder” der Biedermeierzeit. Die authentischen Innenraumdarstellungen des 19. Jahrhunderts zeigen ihrerseits einen Bedeutungswandel gegenüber den oft in Kupferstichserien verbreiteten Interieurveduten von Schloßbauten des 18. Jahrhunderts. Die Bedeutung verschob sich allmählich von der barocken Repräsentation zur romantischen Erinnerung z.B. an die Kindheit oder das Elternhaus; von der ausschließlichen Bildwürdigkeit von Repräsentationsräumen zur Darstellung privater Wohnräume.
So zeigen die 1921 entstandenen Aquarelle der Fürstin ihre persönlichen Wohn- und Arbeitsräume. Sie malte ihr Schreibzimmer, den Silbersalon, den Raum im Emmeramer Turm mit ihrer Harfe und ihr einzigartiges Atelier im Südflügel-Dachgeschoss. Die Aquarelle sind in den Grundstrukturen mit Bleistift angelegt. Dann geht die Fürstin mit dem Pinsel in die Farbgestaltung. Die Anfang der 20er Jahre entstanden Aquarelle waren für eine Verkaufsausstellungen zu Gunsten des Regensburger Kinderspitals 1921 und 1922 bestimmt. Dort erwarb der Künstlerkollege Oskar Ringler die Interieurvedute mit der blauen Vase.
(…)
Das Blumenaquarell für den fürstlichen Hofzahnarzt
Margarete verschenkte gerne ihre Aquarelle; so auch 1942 ihrem Zahnarzt Dr. Ludwig Kainz in Regensburg. Das farbenprächtige Blumenaquarell zeigt Rittersporn, Tulpen, Akelaia, Iris und Margeriten. Es ist links unten signiert: Margit 1942.
Noch nach dem zweiten Weltkrieg war es in Regensburg noch üblich, dass der Fürst aus Anlass seines Geburtstages verdienten Regensburger Geschäftsleuten und Personen einen fürstlichen Hoftitel verlieh. So teilte Freiherr von Schirnding Dr. Ludwig Kainz die Verleihung des Titels eines Hofzahnarztes am 17. Mai 1947 mit:
“Sehr geehrter Herr Doktor !
Auf höchsten Befehl beehre ich mich Ihnen mitzuteilen,
dass Seine Durchlaucht der Fürst Ihnen aus Anlass der Feier
Seines 80. Geburtstages den Titel eines fürstlichen Hofzahn-
arztes verliehen haben. …
Und der fürstliche Hofzahnarzt war auf seinen fürstlichen Titel sehr stolz.
Das 1946 von Margit gemalte Aquarell vom nördlichen Teil der Gartenfassade des Ostflügels von Schloss St. Emmeram wurde auf einer Verkaufsausstellungen für 500 Reichsmark verkauft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die “Vereinigung bildender Künstler Regensburg”, die sich ab 1946 “Künstlervereinigung Regensburg” nannte, gegründet. Die Fürstin wurde Mitglied. Erster Vorsitzender war der Regensburger Maler Max Wißner. Vom 24. November bis 6. Dezember 1945 fand die 1. Ausstellung im Kunst- und Gewerbehaus statt, die 1000 Besucher sahen. Auch Margit war unter den Ausstellern. Bei einer weiteren Aussdtellung 1946 oder 1947 war dieses Aquarell zu sehen und wurde verkauft. Die Fürstin liebte silberfarbene Rahmungen für ihre Aquarelle.
Denkmalpflegerisch interessant ist die Farbgebung der Ostflügelfassade. Die Farbigkeit des Historismus zeigte einen braunen Sandsteinton, in dem auch der Südflügel in seiner Erstfassung gestaltet war. Die schmiedeeisernen Geländer der Freitreppe sind in einem Bronzegrün von Margit korrekt wiedergegeben. Die heutige Schwarzfassung entspricht nicht dem Zustand des 19. Jahrhunderts.
(…)
Rudolf Zacharias, Margit bei ihrer Reiterstatuette von 1923, Regensburg nach 1923
Photographie, Vintage, Privatbesitz
Die Photographie signierte Margit mit ihrem Künstlernamen und schenkte sie dem fürstlichen Schreinermeister Georg Ruhland.
2. “… Später modellierte die Fürstin auch mit viel Glück” – MARGIT VALSASSINA ARCHIDUCISSA AUSTRIAE HUNGARIAE SCULPTOR
Die Weltausstellung in Paris 1900
Nach 1900 begann Margarete sich mit der Plastik zu beschäftigen. Das Fürstenpaar hatte im Jahre 1900 in Paris die großartige Weltausstellung besucht und wurde über die Entwicklung der traditionellen nationalen und modernen internationalen Stilrichtungen informiert. Im Gefolge war wohl der fürstliche Oberbaurat Max Schultze dabei. Als Kunstkritiker schrieb Schultze in einem im Selbstverlag erschienen Büchlein seine Eindrücke von der Ausstellung und seine Einstellung zum Zeitgeschmack nieder:”Die Weltausstellung zu Paris 1900. Ein Kritischer Rückblick mit besonderer Betonung der Architektur und des Kunstgewerbes”.
Der alte Architekt kannte das mondäne Paris unter Kaiser Napoleon III. und bemerkt den Wandel der in seinen Augen nun ungepflegten republikanischen Stadt. Kunstgeschichtlich spürt er im Paris von 1900 das Ende der Historismusepoche und kritisiert den modernen Exotismus: “Reine Renaissance, Barock, Gothik, Rococo und klassizirenden Stil der letzten Jahrhunderte anzuwenden, ist verpönt, weil “historisch”. Aber Motive des modernen Baustils aus dem assyro-egyptischen, aus dem griechischen Stil mit Beimengungen aus dem japano-chinesischen, selbst aus dem altnordischen Stil zu holen, das soll neu, das soll “modern” sein ?”
Auf Wunsch der Fürstin Margarete musste sich Schultze am Ende seiner Karriere mit den modernen Interieurs des Speisesaales in Garatshausen 1910 und des Musiksalons im Regensburger Schloss 1912 dem Jugendstil zuwenden. Kurz zuvor hatte das Fürstenhaus einen modern im Jugendstil ausgestatteten Salonwagen bestellt. Die Fürstin ist als dilettierende Bildhauerin dem Neoklassizismus oder Jugendstil Wiener Prägung – der Wiener Moderne – zuzuordnen. Insofern ergibt sich hier in der Wiederentdeckung des Klassizismus, der Vorliebe für das Empire und Biedermeier um 1900, eine Fortsetzung der Stilskala des Historismus im Jugendstil und seinen vielfältigen Varianten.
Der Jugendstilfries in Garatshausen – eine Zusammenarbeit mit dem k.u..k. Major Hoffmann von Vestenhof, dem fürstlichen Archivar Rudolf Freytag und Oberbaurat Max Schultze
Der oberbayerische Starnberger See war der klassische Sommeraufenthalt für die Hautevolee Münchens, aber auch für renommierte Künstler. Professor Benzur, der Margit und Albert 1891gemalten hat, besaß eine Villa am Ostufer im ungarischen Stil. Die Malergräfin Lucky zu Eulenburg (1882-1974) wohnte im elterlichen Anwesen in Starnberg, der Villa Thomas. Ihr Vater Fürst Philipp zu Eulenburg, war preussischer Gesandter in München. Für Margit waren die englischen Parkanlagen am Starnberger See nicht nur ein ideales Reitgelände, sonder wohl auch ein heiterer Ort für die Kommuikation unter Künstlern. Auch der sagenhafte Münchner Kunsthändler Marczell von Nemes (1866-1930), ein gebürtiger Ungar, hatte in Tutzing ein prachtvoll mit Antiquitäten und Kunstwerken angefülltes Schloss. Er trat gerne im Kostüm eines ungarischen Magnaten auf, was der Ungarin Margit sicher nicht entgangen ist.
Am Westufer des Starnberger Sees liegt das fürstliche Sommerschloss Garatshausen umgeben von einem großen englischen Park. Im Juli 1888 hatte Erprinzessinwitwe Helene den Besitz Garatshausen für 350.000 Goldmark erworben. Helene war im nahegelegen Schloß Possenhofen, dem Sommersitz ihrer Eltern, aufgewachsen.
Umgehend ließ sie durch den fürstlichen Baurat Max Schultze westlich an das kleine alte Schloß einen größeren Kavalierbau und eine Kapelle errichten. Der bereits 1889 fertiggestellte, sogenannte “Neue Bau” folgt in seinem modernem Grundriß dem Typus des englischen Landhauses mit Baywindow-Erker im Erdgeschoss. Zur Einweihung der Neubauten im August 1889 gab Helene ein Fest in Form einer “lustigen Kirchweih”, an der auch ihre Schwester Sisi teilnahm. Aus dem Rücklass der Erbprinzessin Helene kam Garatshausen als Allodialgut an Fürst Albert. Der Sommersitz war persönliches Eigentum Alberts und konnte im Gegensatz zum Hausbesitz beliebig weitervererbt werden.
Im August 1891 war das junge Ehepaar Taxis erstmals in Garatshausen. Das Taxisschloss wurde ein gesellschaftlicher Mittelpunkt am Starnberger See, wo man sich mit Tennispartien, gemeinschaftlichen Ritten und Diners vergnügte (Abb. #).
Abb. 313 Anonymer Photograph (wohl Rudolf Zacharias),”Heimkehr vom Reiten” (Originaltitel von Fürst Albert), Familienbild mit den sieben Kindern vor dem Haupteingang zum Neuen Bau in Schloss Garatshausen um 1911/12
handschriftlich mit Feder in Schwarz von Albert bezeichnet: “Heimkehr vom Reiten / A.(lbert) Louis Philippe, Max. Emmanuel, Franz Joseph /Carl August / Raphael. – M.(argit) – Elisabeth-Helene / Philipp Ernst”
Repro (1949) einer Photographie im Privatalbum Albert, Internet. LIFE-Magazin
Vier Söhne in einheitlich geschneiderten Reitanzügen mit Schirmmützen sind mit dem Vater und der Mutter ausgeritten. Margit trägt einen großen barocken Dreispitz mit hellem Bortenbesatz, eine damals durchaus übliche Kopfbedeckung für Damen beim Ausritt.
Die Fürstin hat an der hochgeschlossenen Bluse ein Schmuckstück angesteckt, das wohl der barocke Kreuzanhänger ihrer Schwiegermutter Helene ist. Margit trägt hier an dem von Helene erworbenen Sommersitz ihr zu Ehren diesen Schmuck.
1910 war im Neuen Bau der im Erdgeschoss gelegene Raum mit dem Baywindow-Erker neu ausgestattet worden. Der seit 1889 als Speisesaal dienende Raum wurde nun zum Rauchsalon umfunktioniert und gehört heute zu einem Altenheim. Zuerst vom Fürstenhaus angemietet, gelang dem Landrat 1954 der Ankauf des Neuen Schlosses mit dem größten Teil des Schloßparkes vom Fürsten Franz Josef. Margit erlebte noch den Verkauf dieses Gebäudes mit einem ihrer plastischen Hauptwerke. Nur das alte Schloss verblieb im fürstlichen Besitz. Es wurde 1957 renoviert. Der damalige Erbprinz Johannes von Thurn und Taxis hatte die Veräußerung des Alten Baues mit dem exklusiven direkten Zugang zum See verhindert. Er benutzte dabei das traditionsbewußte Argument, dass man ein Schloß, wo die “Sisi aus- und eingegangen sei”, nicht verkaufen dürfe. Natürlich wollte der begeisterte Motorbootfahrer auch auf den Seesitz nicht verzichten. Das Kreisaltenheim beschert dem ehemaligen großen Sommersitz Garatshausen ein sozialeres Schicksal als es dem unweit nördlich am Starnberger See gelegene Possenhofen widerfuhr. Dieser Sommersitz der Herzöge in Bayern ist 1982 zu Eigentumswohnungen mit Tiefgarage ausgeschlachtet worden. In Possenhofen sehen sie heute wie ältere Herrschaften im Sportwagen in die Tiefgarage fahren.
Garatshausen, Neuer Bau, Erdgeschoss, Blick auf die Nordwand
Foto Wolfgang Baumann
Die innenarchitektonische Gestaltung des Jugendstilsalones ist nach einer Konzeption der Fürstin in enger Zusammenarbeit mit dem fürstlichen Oberbaurat Schultze entstanden. Margaretes erstes größeres plastisches Werk besteht aus einem Fries, der unterhalb der Decke den ganzen Raum umläuft. Er ist 1910 datiert und von der Fürstin signiert.
An den vier Raumwänden sind szenisch die vier Jahreszeiten allegorisiert. Der Reliefzyklus beginnt im Südwesteck des Raumes mit dem Frühling und den dazugehörigen Tierkreiszeichen. Die von Anfang an eingebaute elektrische Deckenbeleuchtung ist im Hinblick auf die gleichmäßige Beleuchtung des Frieses geschickt konzipiert. Einzelne Glühbirnen bilden die entlang des Frieses verlaufenden Lichtquellen. Glastropfen umgeben im Quadrat die Glühbirne. Ihre Messingfassung sitzt auf einem mit stuckierten Guttäe quadratisch gerahmten Feld – Architekturglieder des antiken Tempelgebälkes. Strom bezog man aus dem hauseigenen Elektrizitätswerk im Garatshausener Schlosspark, einer umgebauten Seemühle.
Der Fries wurde in größeren Stücken in Ton von der Fürstin modelliert. Der wohlinformierte fürstliche Archivar Freytag vermerkt, daß dies unter Mitwirkung von “Major Hofmann” geschah. Im Atelier unterstützte laut Pater Emmeram ein “Münchner Stukkateur” die Fürstin. Der Fries für Garatshausen ist laut Bestätigung von Pater Emmeram das gemeinsame Werk seiner Mutter und eines namentlich ihm nicht mehr geläufigen, damals älteren Bildhauers und österreichischen Majors.
Bei Major Hofmann handelt sich um den 1849 in Olmütz geborenen August Hoffmann von Vestenhof, der seit 1896 in München vielseitig als Maler, Illustrator und Bildhauer tätig war. Der Wiener Schriftsteller Karl Kraus (1874-1936) bezeichnet 1912 in der Zeitschrift “Fackel” den “ehemaligen österreichischen Major” als “bekannte und angesehene Persönlichkeit der österreichisch-ungarischen” Künstlerkolonie Münchens. Neben Bildnisbüsten waren bei seinen Grafiken und Gemälden mehr oder weniger bekleidete Frauenakte offensichtlich seine Spezialität; letztere fanden auch Aufnahme in der Zeitschrift Jugend.
Der Herbstfries (Abb. rechts) zeigt den alten Oberbaurat Max Schultze, der sich als Architekt an einer Säule festhält und interessiert eine leichtbekleidete Tänzerin beobachtet, ja nach ihr zu greifen versucht. Die Fürstin macht sich hier wohl über den alten Junggesellen etwas lustig.
Einen Abguss von einem “Teil” des Frühlingsfrieses stellte Margit unter dem Namen “Valsassina, Fürstin von Thurn und Taxis, Regensburg” im Münchner Glaspalast in der Jahresausstellung vom 1. Juni bis 31. Oktober 1910 aus. Das Friesstück war verkäuflich. Selbstbewußt wagte sich die Fürstin als Bildhauerin bereits 1910 an die Öffentlichkeit.
Das Schutzengelmonument in Dechbetten
Am 13. September 1909 erlitt die Fürstin am Rennplatz einen schweren Sturz von ihrem Pferd, den sie aber glücklich überstanden hat. Die leidenschaftliche Reiterin war beim Verlassen einer Koppel am Tor mit einem zweiten Pferd mit Reiter, der ebenfalls schnell die Koppel verlassen wollte, zusammengestoßen. Zum Dank schuf Margit ein “Marterl” fürstlicher Prägung in Form eines Steinmonuments, das südlich des Eingangsportales der Marienwallfahrtskirche Dechbetten in Regensburg wohl 1911 aufgestellt worden ist. An dem Denkmal wiederholte die Fürstin die zwei Gruppen von weiblichen Erwachsenenengel vom Winterfries in Garatshausen. Vier Engel mit den Leidenswerkzeugen Christi werden nun zu den Schutzengeln der Fürstin durch die Inschrift erklärt. Letztere variierte den Psalm 91,11-12. Das Schutzengelmonument gilt heute als verschollen.
Die Wappenfiguren in Schloß St. Emmeram
Valsassina war eine östlich vom Comersee gelegene Grafschaft des Mailänder Hauses der Torriani, deren verwandtschaftliche Beziehung zu Taxis der Kanzler des Ordens vom Goldenen Vlies, der Kanonikus Julius Chifletius, 1645 konstruiert hatte. Ein roter Löwe mit blauer Krone auf goldenem Grund ist das Wappen für Valsassina. Margarete entwarf die Personifikation von Valsassina als eine schlanke stehende Frau, die in ihrer angehobenen Linken die Grafenkrone der Herrschaft hält, während sie zur Rechten von ihrem Wappentier, dem Valsassina-Löwe, begleitet wird.
Die von Margit modellierte Figur steht an herausragender Stelle heraldisch rechts auf der Nordwestecke der Altanenbalustrade im Schloßhof und blickt auf die jährlichen Schloßfestspiele herab. Der komplizierte Entstehungsprozess der Valsassina zeigt, dass diese Personifikation zunächst als weibliche Aktfigur konzipiert war.
(… wie kompliziert der Prozess war, lesen sie im Buch)
Die “Aehrenleserin” von Margit entstand vor 1913 und gehört zu einer Reihe von Bronzeplastiken, die nach Modellen der Fürstin gegossen worden sind. (…)
Modell stand wohl das professionelle Aktmodell Mary Pfefferle aus München. Die noch nicht 18jährige Mary hatte August Hoffmann von Vestenhof vermittelt.
Der Sonnenanbeter für das Sommerschloss Taxis 1922
Hatte die Fürstin 1910-1913 rundplastische Frauenakte modellierte, zu der ihr weibliches Personal Modell stand, so wagte sie sich 1922 an einen Männerakt. Margits überlebensgroßer Fast-Männerakt, genannt “Sonnenanbeter”, steht im privaten Park des Sommerschlosses Taxis und ist durch ein Parktor für Aussenstehende sogar zu sehen. Der Akt mit erhobenen Händen kopiert weitgehend den sogenannten “betenden Knaben” in Berlin, eine um 1900 sehr berühmte griechische Originalbronze um 300 v. Chr., die Margit im Alten Museum in Berlin, wo seit 1904 die Antikensammlung aufgestellt worden war, wohl gesehen hat. Natürlich war sie auch in der einschlägigen Literatur zur antiken Plastik präsent, so in dem 1907 erschienenen Tafelband “Griechische Bildwerke” von dem jungen Berliner Kunsthistoriker Max Sauerlandt (1880-1934), der sie als erste Tafel abbildet.
Margits Tonmodell zeigte den Jüngling noch in heroischer antiker Nacktheit. Auch hier wie 1913 bei der Valsassina (Abb. #) musste Margit schließlich wohl zähneknirschend zustimmen, dass die Blöse des Aktes bekleidet wurde. Die Steinausführung erhielt eine Unterhose. Der Akt war der fürstlichen Hofgesellschaft nicht zuzumuten, noch dazu wo er über das Parktor öffentlichen Blicken zugänglich ist. Damals waren auch in den Museen die Geschlechtsteile der Antiken größtenteils mit Blättern bedeckt, so dass der “Eindruck ganz ungriechischer Zimperlichkeit” sich aufdrängte, wie es Sauerlandt zu den Ergänzungen der Arme der Mediceischen Aphrodite 1907 empfunden hat. Der Besuch der Glyptothek in München war im 19. Jahrhundert Jugendlichen unter 18. Jahren verboten.
Die Reiterstatuette des amerikanischen Generals Patton und der Nachruf auf die wohltätige Fürstin
Zwei Tage nach dem Tod der Fürstin Margarete von Thurn und Taxis, hielt am 4. Mai 1955 der Regensburger Oberbürgermeister Hans Herrmann in einer Hauptausschußsitzung des Stadtrates einen Nachruf auf die Wohltäterin und Ehrenbürgerin der Stadt, Fürstin Margarete:
“Abschließend darf ich einer für das grundgütige Wesen der edlen Verstorbenen bezeichnende Episode gedenken. Nach dem Einmarsch der Amerikaner Ende April 1945 hat General Patton im Fürstlichen Schloß Wohnung genommen. Nach seinem Tode hat die Fürstin der Witwe des Generals ein von Ihr geschaffenes Reiterstandbild übersandt, das so treffend war, daß das 3jährige Enkelkind den Grossvater sofort erkannt hat…”
Die Witwe Patton (+1953) bedankte sich bei der Fürstin, indem sie anfragen ließ, womit sie ihr eine Freude bereiten könne. Die Fürstin erbat sich daraufhin Wäsche für das Kinderspital. Frau Patton sandte 100 Stück Bettwäsche nach Regensburg.
Margit hat offensichtlich den großgewachsenen, amerikanischen General, der englische Manieren pflegte und wie sie ein Pferdeliebhaber war (siehe S. #), sehr bewundert.
Die in den Bereichen Malerei und Plastik dilettierende Fürstin schuf sich neben dem Reitsport Freiräume in ihrem von Familienrepräsentation geprägten Alltag. Wollte man an ihre Werke den Maßstab der nach der Avantgarde schielenden Kunstgeschichtsschreibung anlegen, würde man der dilettierenden Fürstin nicht gerecht werden. Ihre finanziellen Möglichkeiten und die gesellschaftliche Stellung erlaubten es der prominenten Thurn und Taxis-Fürstin nicht nur ihre eigene Umgebung, sonder darüber hinaus die ästhetische Bildung ihrer Mitmenschen zu bereichern; vom Aquarell im Heim eines fürstlichen Angestellten bis zu plastischen Arbeiten im öffentlichen Raum. Ihre Werke waren oft Geschenke an Personen ihrer Umgebung. Für ihre Bildhauerarbeiten in Herz Jesu und für das Kriegerdenkmal hat sie keine Rechnung gestellt. Wenn überhaupt, dann wurden Aquarelle der Fürstin und von ihr gemalte Postkarten zu wohltätigen Zwecken verkauft.
1910 hat sich die Fürstin von der Raumkunst des Historismus verabschiedet und im Sommerschlosss Garatshausen einen neoklassizistischen Raum mit Friesen ausgestattet, der zu den bedeutenden erhaltenen Jugendstil-Interieurs in Bayern gezählt werden darf. Das im Dachgeschoss des Südflügel-Haupttraktes im Schloss St. Emmeram in Regensburg erhaltene Atelier sollte ein einzigartiges Denkmal für Margit bleiben, deren pietätvolle Bewahrung ein Anliegen ihres Sohnes und Testamentsvollstreckers Pater Emmeram war.
Margit Valsassina, Selbstbildnis wohl nach 1910, Schloss St. Emmeram, Lit.: BAUMANN, Dissertation,Bd. 3, Abb. 24.
IV. Die Privatwohnräume der Fürstin – mobile Ausstattungstücke als Abbild ihrer Persönlichkeit
Die Privatwohnräume der Fürstin Margarete von Thurn und Taxis im Südflügel von Schloss St. Emmeram in Regensburg sind nur zum Teil ein Spiegelbild ihres Geschmacks und ihrer Persönlichkeit. Eingeschränkt wird diese Suche nach “Fingerabdrücken” von Margit durch den allgemeinen Zeitgeschmack, der um 1890 für weibliche aristokratische Appartements selbstverständlich den Barockstil vorschrieb. Das Appartement der Fürstin war in Nachahmung von Räumen des 18. Jahrhunderts in seiner festen Ausstattung und im Stil des Mobiliars gestaltet worden. Im Vorfeld zur Annäherung an den Ausstattungstil der Privatwohnräume der Fürstin sind die Modeströmungen im 19. Jahrhundert zu berücksichtigen.
Voraussetzung für den Aufwand und das Funktionieren der privaten Wohn- und der halböffentlichen Gesellschaftsräume war die stattliche personelle Ausstattung der fürstlichen Hofhaltung in Regensburg, die ja keinen normalen Haushalt darstellte: Für die Pflege der Wohnräume und des Parkes, den Betrieb der Küche und der Lingerie, die Bedienung und Unterhaltung der Fürstenfamilie, die Betreuung der Pferde und Instandhaltung der Kutschen, sowie für die Bewachung der Schlosszugänge stand eine Hofhaltung zur Verfügung, die laut Stand vom 24. April 1891 143 Personen umfasste. Die Fürstin hatte stets aufgeräumte und vorbildlich gereinigte Wohnräume zur Verfügung.
1. Das Appartement der Fürstin im Schloss St. Emmeram – “königliche Pracht” ohne Öffentlichkeit
Die ausschließlich dem privaten Gebrauche dienenden Wohnräume des Fürsten Albert und der Fürstin Margarete liegen im Westtrakt des Südflügels von Schloss St. Emmeram. Das Fürstenpaar besaß wie das österreichische Kaiserpaar und wie in Adelskreisen aber auch im gehobenen Bürgertum seit dem 17. Jh. üblich eigene Appartements. Fürst Albert wohnte im Erdgeschoss; die Fürstin im 1. Obergeschoss. Die Schlafzimmer liegen genau übereinander und waren durch eine nahegelegene, teilweise verborgene Wendeltreppe intim miteinander verbunden. Eine Durchfahrt im Westrakt ermöglichte direkt von der Schlossstrasse die Anfahrt zu den Privaträumen. Ein herrschaftliches Treppenhaus führt zum Appartement der Fürstin. Diese Räumlichkeiten im Westrakt des Südflügels waren für die Öffentlichkeit nie zugänglich.
(…)
Baurat Schultze hatte auf Wunsch des jungen Fürsten Albert die Räume in luxuriösen Stilen des 18. Jahrhunderts auszuführen. Die Louis-Stile des 18. Jahrhunderts galten im Historismus – und bis heute- allgemein als feminin. Der frivole “Style Pompadur” oder der “Style Louis XVI-Imperatrice” waren besonders für die Innendekoration von Damengemächern und Boudoirs geeignet. Der Fürst bevorzugte persönlich das “Rokoko” und ließ in diesem Stil nicht nur die Wohnräume der zukünftigen Dame des Hauses ausstatten, sondern auch sein Privatappartement mit Einrichtungsgegenständen des 18. Jahrhunderts reichlich bestücken: Bei der Möblierung der Wohnräume des Fürsten bemerkte Max Schultze,
“… dass der Herr Fürst gesonnen ist diesen Räumen trotz der Renaissanceformen an Thüren u.Wänden in der Einrichtung einen Rococo-Charakter zu geben.” Entsprechend sammelte Albert damals bevorzugt Objekte im Stil des 18. Jahrhunderts.
(…)
Für die Erzherzogin Margarete war der Barockstil des 18. Jahrhunderts besonders verpflichtend; evozierte er doch Erinnerungen an die glanzvolle Epoche Maria Theresias, der Ur-Ur-Großmutter Margaretes.
(..)
Das Himmelbett war bereits vor der Verlobung im Mai 1889 im Schlafzimmer der Fürstin aufgestellt worden. Als Fürst Albert seinen zukünftigen Schwager, den siebzehnjährigen Erzherzog Joseph (1872-1962) Anfang Oktober 1889 nach Regensburg zur Jagd eingeladen hatte, war das Appartement für die ältere Schwester des Erzherzogs wohl weitgehend fertig ausgestattet. In den 1957 erschienenen Memoiren des Erzherzogs ist zu lesen:
“Anfang Oktober 1889 lud mich Fürst Albert von Thurn und Taxis nach Regensburg ein. Er hatte sich mit meiner Schwester verlobt. Ich sollte das Zuhause seiner zukünftigen Gattin sehen, aber auch ein Kugelgewehr mitbringen.
Drei Tage lang war ich in Regensburg, sah die mit königlicher Pracht eingerichteten Räume des fürstlichen Schlosses, wie sie mit rührender Liebe für meine Schwester vorbereitet waren, und sah auch die Sehenswürdigkeiten der ehrwürdigen Stadt. Dann lud mich der Fürst in seinen Tierpark und überließ mir ein paar Hirsche und ein paar Sauen zum Abschuß.”
2. Zu den Rokoko-Moden im Schloss St. Emmeram
1872/73 ließ Helene im Ostflügel den intimen Rokokosalon in Blau und Silber von der renommierten Münchner Firma Radspieler, die sich bei einigen Ausstattungsaufgaben für König Ludwigs II. bereits profiliert hatte, einbauen. Allerdings blieb für den anschließenden ebenfalls neu ausgestatteten, repräsentativen Festsaal die neoklassizistische Tradition der italienischen Renaissance verpflichtend: Die geschnitzten sogenannten Rokokoornamente im Rokoko-Silbersalon sind zeittypisch für das “Zweite Rokoko” gotisierend scharfkantig und in ihrer architektonischen Verteilung klassizistisch. Die Ornamente am Plafond sind ebenfalls in Holz geschnitzt, gefasst und aufgenagelt. Die alte Stuckanlegetechnik war damals noch nicht wiederentdeckt. Dem Stil, der im bürgerlichen Bereich nicht mehr bzw. wenig populär war, muss damals eine besondere königlich absolutistische Exklusivität vergleichbar den Raumausstattungen und Bühnendekorationen unter Ludwig II. angehaftet haben. Helene war eben eine königliche Hoheit.
15 Jahre später wurde auf der Deutsch-Nationalen Kunstgewerbeausstellung 1888 in München ein von Max Schultze entworfener Rokokosalon mit einem für das Regensburger Schloss eigens geschaffenen Chemineeofen aufgebaut und prämiert. Sogar auf der Weltausstellung 1893 in Chicago war der Rokokosalon Regensburger Prägung nochmals zu sehen. Am Anfang dieser von Fürst Albert bevorzugten zweiten Rokoko-Stilmode im 19. Jahrhundert – zählt man die erste Stilepoche im 18. Jahrhundert hinzu, muss man vom “Dritten Rokoko” sprechen – steht die Ausstattung der Südflügelräume im “Rococo”. Vorbildlich waren dafür die französisch geprägten Vertäfelungen im Frankfurter Thurn- und Taxis-Palais, dessen “frühes Rokoko” – eigentlich Regence – Fürst Albert schätzte. Diese Stilmode sollte bis nach 1900 im Fürstenhaus anhalten. Das Residenzjubiläum 1899 schwelgte noch im Rokokoglanz.
Ein kurzes Aufflammen dieses Barockstiles erlebte Schloß St. Emmeram nach 1960 unter Erbprinz Johannes, der sich vom fürstlichen Baurat Hermann Rauh wieder einen Salon mit vorhandenen Frankfurter Vertäfelungsresten einrichten ließ. Nach dem 2. Weltkrieg war der Barockstil ein Vehikel zum Vergessen der jüngsten Vergangenheit Deutschlands geworden. Die Ausstellung des Europarates “Europäisches Rokoko” in der Münchner Residenz mit der Wiedereröffnung des neu erbauten Cuvillies-Theaters 1958 traf genau den Zeitgeschmack.
3. “Authentische Innenräume”
“Die Akteure treten ab, die Kulissen bleiben stehen. Bei dem Schauspiel der Vergänglichkeit sieht sich der Kunsthistoriker auf den Logenplatz eines zu spät gekommenen Publikums angewiesen. Sein Blick richtet sich auf die Sublimation der geschichtlichen Wirklichkeit, die ihm aus den stehengebliebenen Kulissen anblicken. Diese nennt er “Denkmäler”. Es sind Denkmäler des Lebens, das aus ihnen verschwunden ist, und einer Welt, die sich seither verändert hat.” (Jörg Traeger) Die erste Aufgabe des Kunsthistorikers ist es deshalb die Veränderungen zu erkennen und hier die Räumlichkeiten so zu rekonstruieren, wie sie die Fürstin Margarete von Thurn und Taxis gesehen hat.
Der englische Kunsthistoriker und Direktor der Abteilung für Möbel und Holzarbeiten am Victoria and Albert Museum in London Peter Thornton (1925-2007) beschäftigte sich mit der wissenschaftlichen Interpretation der Interieurveduten, den einzig zuverlässigen Spuren für “authenic decor”, für historische Wohnkultur. Bestehende Räume zu untersuchen, lehnte er strikt ab; ihr heutiger Zustand sei nur irreführend. Zudem untersucht er hauptsächlich privatere Wohnräume, nicht Repräsentationsräume. Dass ein Kunsthistoriker und Denkmalpfleger für historische Interieurs mit dem Orden Commander des britischen Empires ausgezeichnet worden ist, spricht auch für die Bedeutung, welche die englische Gesellschaft der historischen Wohnkultur beimißt.
Zu einem fiktiven Schlossbesuch lade ich nun die Leserinnen und Leser ein, mir mit Hilfe von historischen Interieurbildern auf dem Weg zum Appartement der Fürstin, durch ihre privaten Wohnräume und ihre Ateliers zu folgen: (…)
Die Elektrizität
Am 19. Juli bzw. am 3. November 1886 genehmigte Erbprinzessinwitwe Helene eine “partielle, elektrische Beleuchtung”. 1887 erfolgte die Erbauung der aufwändigen Beleuchtungsstation – auch “Centrale” genannt – an der Margaretenstraße mit Dampfmaschine und Akkumulatoren der Firma Schuckert. Die zunächst partielle elektrische Beleuchtung erfasst die Treppenhäuser und Galerien, während die Wohnräume traditionell mit Stearinkerzen und Petroleumlampen beleuchtet werden sollten. Die Stearinkerze war im Vergleich zur billigen Talgkerze die hochwertigste Kerze – die “Königin der Kerzen” -, die das Fürstenhaus 1888 von der Regensburger Firma Franz Xaver Miller zum Preis von 70 Pfennig je Stück bezogen hat.
Im Dezember 1889 ordnete Fürst Albert die elektrische Beleuchtung sämtlicher Räume und eines Teiles des Schloßgartens an. Die Vergrößerungen der Anlage wurden 1889 und 1890 vom Magistrat genehmigt. Erweiterungen folgten bis zum Anschluß an das städtische Stromnetz am 22. Februar 1900. Das fürstliche Schloß war mit der wohl Ende 1887 erfolgten Inbetriebnahme das erste auf Dauer elektrisch beleuchtete Gebäude Regensburgs. Diese exklusive Beleuchtung muss damals bei den Regensburgern großes Staunen verursacht haben, wenn sie abends durch die Allee an den elektrisch, verhältnismäßig hell erleuchteten Fenstern des Südflügels vorbei gingen.
Das Schreibzimmer von Margit
Nordosteck im Schreibzimmer, Zustand 1987, Foto W. Baumann, BAUMANN, Dissertation, Bd. 3, Abb. 275 b
Der Raum besitzt noch die originale Wandbespannung
Das Schreibzimmer der Fürstin wird direkt vom Vorzimmer betreten. Es besitzt heute noch die originale Wandbespannung aus einem hellgrünen Seidenstoff, den Fürst Albert 1887 in Frankfurt bei der Firma Jacquet persönlich ausgesucht hat. Mit hellgrünem, resedafarbenem Seidenplüsch waren die Sitzmöbel farblich mit der Wandbespannung abgestimmt bezogen gewesen. Die nach Farbskizzen von Steinmetz bestellten Vorhänge bestanden aus hell grün Plüsch mit Überwürfen aus dem Wandbespannungsstoff.
Die Textilien für die Raumausstattung waren im 19. Jahrhundert ein sehr teuerer Posten in der Bausumme: Es gab Fenster- und Türvorhänge. Letztere bezeichnete man als Portieren. Eine Portiere für das Schreibzimmer kostete 1687 M., für den Vorhang eines Doppelfensters bezahlte man 2063 M.. Einer der Hauptlieferanten war die unter König Ludwig II. von Bayern groß gewordene Hoftapeziererfirma Josef Steinmetz in München. Das Einrichtungshaus Eysser besorgte hauptsächlich für die von ihm gelieferten Raumausstattungen auch die Textilien. Kostbare Stoffe und Smyrnateppiche wurden auch von der berühmten Firma Lehmann Bernheimer bezogen. Der Hof-Textilfabrikant N. Ehrenhaus in München lieferte Teppiche.
Im Schreibzimmer hing ab 1897/98 ein für 500 Goldmark erworbenes Ölgemälde, Rosenbäume von Olga Wisinger Florian (Abb. #), der Mallehrerin der Fürstin, die Margarete besonders geschätzt hat und deren Werke heute im österreichischen Kunsthandel wieder hoch geschätzt sind.
(…)
Kommode aus dem Schreibzimmer der Fürstin,
Antiquitäten Baumann, Regensburg
Das Schlafzimmer der Fürstin
Schlafzimmer, Blick nach Nordwesten, Photographie um 1895.
BAUMANN, Dissertation, Bd. 3, Abb. 283 a
Von der Firma Steinmetz verlangte Schultze, dass der hellblaue Raum mit der Wandbespannung, den Vorhängen und den Sitzmöbeln Anfang März 1888 fertig sei, so dass Seine Durchlaucht die Besichtigung durchführen konnte. Am 10. Oktober 1888 war das Himmelbett im Schlafzimmer “kayl. Hoheit ” fertig aufgestellt, allerdings noch ohne Textilien. Interessant ist an dieser Information des Architekten an den Textilfabrikanten, dass bereits im Oktober 1888 die Verbingung mit dem Haus Österreich als eine beschlossene Sache galt. Die Himmelbettstadt trägt aber noch keinerlei Hinweise auf die Erzherzogin Margit. Die Monogramme im Zentrum der geschnitzten Aufsätze an den Langseiten des Himmels zeigen nur “A” und “TT”, für Albert von Thurn und Taxis. Ebenso verweisen die kostspieligen 20 farbigen Straußenfedern als Eckbekrönungen des Betthimmels auf die fürstlichen Hausfarben Blau und Rot. Die “20 echten Straußfedern, 60 ctm lang 2 farbig”, wurden von der Blumen-und Federn-Fabrik J. M. Witt München das Stück zu 70 M. bezogen. Die Hausfarben Margits Rot und Weiß fehlen. Die Verlobung fand ja erst am 12. Mai 1889 statt.
Die in der Raumdiagonale vor dem Westfenster malerisch aufgestellte Chaiselongue diente als Tagruhebett, um mit Bekleidung tagsüber zu ruhen, wie dies seit dem 18. Jahrhundert für gehobene Schlafzimmermöblierungen üblich war. Vor dem Fußende des Himmelbettes ist ein Sofa aufgestellt Ein herausragendes Ausstattungsstück des Schlafzimmers war der Toilettetisch der Fürstin, ein einfaches Tischchen mit Textilbespannung auf dem eine alte Augsburger Toilettegarnitur in Silber von 1741/43 stand. Die hier aufgestellten Boullemöbel des Historismus stammen aus dem Besitz Helenes.
Das Schlafzimmer erhielt keinen Glaslüster und blieb intim dämmrig. Dafür war im Inneren des Himmelbettes eine elektrische Beleuchtung installiert, die den Bettraum und die Erscheinung der Fürstin in wohlwollendes blaues Licht tauchte. Blaues Nachtlicht ist auch im Schlafzimmer von Ludwig II. in Schloss Linderhof anzutreffen. Blau war als Grundton des Schlafzimmers von Anfang an auch in der Wahl der Farbigkeit der Wandbespannung vom Fürsten gewünscht worden.
Wenn Fürst Albert seine Gemahlin im Bett besuchen wollte, wurde dies durch eine Rose im Himmelbett der Fürstin angezeigt; soweit die romantische Überlieferung der Schlossverwaltung.
Das Boudoir
Boudoir, Blick nach Norden, Zustand 1987, Foto W. Baumann
BAUMANN, Dissertation, Bd. 3, Abb. 289 a
Das Boudoir ist der kleinste Salon in der Mitte der Enfilade durch die fünf Zimmer des Appartements der Fürstin. Es ist nicht nur der intimste, sondern auch der einzige Raum der Zimmerfolge, der komplett mit den originalen Textilien erhalten ist. So erlaubt er den Glanz und den Aufwand der restlichen Räume im Geiste zu ergänzen, die mit Ausnahme des Schreibzimmers inzwischen farblich total geändert und bescheiden vereinfacht ausgestattet sind.
Als Wandbespannung wurde 1898 ein alter “Bayonner Stoff” verwendet, der vermutlich aus dem Frankfurter Palais stammt und vielleicht dort schon in Zweitverwendung als Wandbespannung diente. Die teueren Türvorhänge – Portieren – und der Fenstervorhang wurden in so hoher Qualität gewählt, dass sie noch heute ansehnlich sind. Bei Abwesenheit der Bewohnerin wurden die Vorhänge wie auch die Sitzmöbel mit Schonüberzügen, Houssen, eingepackt und so die Textilien vor ausbleichendem Sonnenlicht und Staub geschützt.
Das sogenannte Boudoir der Fürstin hatte nicht die Funktion eines der Toilette dienenden Raumes, da der tatsächlich benutzte Toilettentisch im Schlafzimmer stand. Der intime Raum spielt diese historische Rolle nur. Der Toilettespiegel und die mit Samt bezogene Toilette stehen ohne praktische Funktion als historische Requisiten wie in einem Bühnenbild zur Erzeugung einer Raumathmosphäre hier. Die Fürstin besaß natürlich ein eigenes modernes WC. Im Möbelinventar wird der Raum als “Kleiner roter Saal neben Louises Saal” beschrieben. In der Publikation der Baupläne wird der Raum offiziell “Boudoir” genannt.
Der Silbersalon – Die Farbigkeit des friderizianischen Rokokos und ein Paar Augsburger Silberspiegel
Der Silbersalon – Raum Nr.01.51 – bildet das westliche Ende der Enfilade im Appartement der Fürstin. Der Raum besaß bis 1955 die originale Wandbespannung, einen “Silber (und) grün Seidenlampas der Meter zu 68 M.”. Es war der teuerste Wandbespannungsstoff, der im Südflügel-Neubau verwendet worden war.
Ein farbfrisches Reststück ist erhalten, so daß ein Nachweben des Stoffes möglich wäre.
Fürstin Margarete, Aquarell vom Silbersalon, Regensburg 1921
Der in Silber und Grün gehaltene Raum war eine persönliche Idee des Bauherren Fürst Albert. Im September 1887 wünschte Albert plötzlich, daß der westlichste Rokokosalon statt in Gold in Silber ausgeführt werde. Schultze teilte sofort der Dresdener Ofenffirma Seidel und Sohn mit, “für die Staffierung dieses Ofens in Silber die nöthigen Schritte zu thun”. Albert muß zwischenzeitlich bei seinen Berliner Verwandten Räume des friderizianischen Rokokos gesehen haben, die ihn zu dieser Planäderung anregten. Vorbildlich dürfte die grüne Kammer der von Friedrich II. bewohnten Interimswohnung in Schloß Charlottenburg gewesen sein. Der vom Schinkelnachfolger Johann Heinrich Starck restaurierte Originalraum wurde von der Königin Elisabeth bewohnt und 1862 so beschrieben: “Die Wände sind boisiert, grün mit Ölfarbe gestrichen und mit versilberter Schnitzarbeit in barockem französischen Eichenholz getäfelt (…) die Decke ist weiß gestrichen.”
Die hier aufgehängten originalen Barockspiegel mit Augsburger Silberbekleidung (heute Bayerisches Nationalmuseum, Zweigmuseum Regensburg) passten ideal zur Raumfarbigkeit und waren die Hauptdekorationsstücke an zwei Wänden.
Der Jugendstil-Musiksalon
Der 1912-1914 errichtete und ausgestattete Musiksalon übernimmt die Funktion des Louisseizesalons im Appartement der Fürstin, der bis 1914 als Musikzimmer gedient hat. Der moderne Konzertraum liegt nördlich anschließend an den Westtrakt des Südflügels im 2. Obergeschoss und wird von Oberlicht hell erleuchtet. Der Musiksalon mit Orgel ist der einzige Raum im Schloß St. Emmeram, der komplett im Jugendstil gestaltet worden ist. Stuckreliefs an den Schmalseiten der hohen Plafond-Voute zeigen Walhalla und den Wallkürenritt. Letzterer wurde nach einer Vorlage des englischen Malers, Grafikers und Kunstgewerblers Walter Crane (1845-1915), einem Wegbereiter der Gebrauchskunst des Jugendstils gestaltet. Crane schuf 1892 das Ölbild die “Rosse des Neptun”, das wohl über die Grafik verbreitet das direkte Vorbild für das Regensburger Relief gewesen sein muß.
Jeweils in einem stuckierten Titulus waren heute übertünchte Namen von 12 Gestalten aus Wagneropern zu lesen, die uns eine Notiz Max Schultzes (?) auf einem Plan überliefert: “Wotan, Loge, Siegmund, Siegfried, Hagen, Mume, Fricka, Erda, Sieglinde, Brunhilde, Waltraute, Rheintochter”. Für die Ausführung der Dekorationsmalereien und Schriften erhielt 1914 Otto Zacharias 230,30 Mark.
V. Katalog
Der Katalog kann beim derzeitigen Forschungsstand keine Vollständigkeit anstreben. Er erfasst alle dem Autor bekannt gewordenen Dokumente zur Biographie und zum künstlerischen Werk der Fürstin.
Literatur:
Ursula ANGELMAIER, Fürstliche Kunst im öffentlichen Raum – Die Werke Margaretes von Thurn und Taxis in Dischingen, in: Jahrbuch des Heimat- und Altertumsvereins Heidenheim e.V. 2003/2004, 2004, S. 228-249 mit 16 Abb.
Wolfgang BAUMANN, Das fürstlich Thurn- und Taxissche Schloss St. Emmeram in Regensburg,Architektur und Zimmerdekorationskunst im Historismus 1872-1912, Inaugural-Dissertation, mikrofiche, Regensburg 1991
Ausgedruckte Exemplare, bestehend aus 3 Bänden – Text-, Katalog- und Tafelband – besitzen die fürstlich thurn- und taxissche Hofbibliothek und die Universitätsbibliothek Regensburg.
Martin DALLMEIER, Margit von Valsassina. Das künstlerische Werk der Fürstin Margarete von Thurn und Taxis, in: Regensburger Almanach 1993, Regensburg 1992, S. 35-41 mit 7 Abb.
Alexander HEILMEYER, Arbeiten der Fürstin Margarete von Thurn und Taxis, in: Die Plastik: Illustrierte Zeitschrift für die gesamte Bildhauerei und Bildnerei und ihre Beziehungen zu Architektur und Kunstgewerbe. Hg. von Alexander Heilmeyer. III, München 1913, S. 94, Taf. 100-102.
Marita A. PANZER, Fürstinnen von Thurn und Taxis, Regensburg 2008, S. 127-149, Abb. S. 103