Öl auf Leinwand, auf Karton montiert, Rahmung um 1950 mit Rahmen Höhe 46 cm; Breite 39 cm. Preis auf AnfrageDie Ölstudie des Kopfes im Profil nach links ist nicht signiert. Sie stammt aus dem Regensburger Nachlaß von Oskar Ringler.
Der 1862 in Regensburg als Sohn einer Kaufmannsfamilie geborene Oskar Ringler immatrikulierte sich am 21.April 1884 an der Akademie der Bildenden Künste in München für die Antikenklasse. In Regensburg war er als Kaufmann im elterlichen Geschäft und als “akademischer Kunstmaler” tätig. Er hatte sein Atelier mit großem Nordfenster im Mansardgeschoß in der Residenz, Domplatz Nr. 6 in Regensburg. Das Gebäude gehörte seiner Familie.
Es handelt sich um eine Kopfstudie, die während einer Porträtsitzung mit Reißnägeln auf einer Unterlage fixiert war. Sie muß ein ausgeführtes (?) Porträt vorbereitet haben und blieb deshalb auch im Besitz des Künstlers.
Laut freundlicher Identifizierung von Archivdirektor Dr. Paul Mai zeigt die Ölstudie “sehr wahrscheinlich” Sigismund Freiherr von Ow-Felldorf, Weihbischof in Regensburg von 1902 bis 1906. Am 6. März 1907 wurde er zum Bischof in Passau inthronisiert. Er stand der Diözese bis 1936 vor. Seine besondere Liebe galt dem Wallfahrtsort Altötting. In seiner Regierungszeit fand die Seligsprechung und Heiligsprechung (1934) des Bruder Konrad von Parzham statt.
“Sigismund studierte in München Rechtswissenschaft und betätigte sich eine Zeit lang als Rechtspraktikant; 1879 wurde er zum königlichen Kämmerer ernannt. Entsprechend einem längst gehegten Wunsch begann er dann 1881 das Theologiestudium in Eichstätt. Am 25. Juli 1884 empfing er in Regensburg die Priesterweihe. Anschließend war er in Amberg Kooperator, kam aber 1887 schon als Kanonikus an die Alte Kapelle zu Regensburg und wirkte 1889 bis 1894 als Militärprediger, seit 1891 als Bischöflicher Geistlicher Rat und Ordinariatsmitglied und seit 1897 als Diözesanpräses der katholischen Arbeitervereine.” (WIKIPEDIA, s.v. Ow-Felldorf)
Der Bischof war auch kunsthistorisch interessiert und verfasste in seiner Passauer Zeit 1931 einen Aufsatz zu dem Regensburger Tucher-Bronzerelief aus der ehemaligen Dompfarrkirche St. Ulrich, heute im Regensburger Dom. Er interpretierte das Relief ikonographisch neu als Christus und das Kanaanäische Weib. Die Wissenschaft ist heute zu der älteren Deutung von Walderdorff 1896 “Abschied Christi von seiner Mutter” wieder zuückgekehrt. Allerdings folgte der Kunsthistoriker, Direktor und Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg Ludwig Grote (1893-1974) in seinem Tucher-Buch 1961 der ikonografischen Deutung des Passauer Bischofs. (Ludwig GROTE, Die Tucher. Bildnis einer Patrizierfamilie (Bibliothek des Germanischen National-Museums Nürnberg zur deutschen Kunst- und Kulturgeschichte, hg. von Ludwig Grote, Bd. 15/16), München 1961, S. 77f. dort Deutung Begegnung Christi mit der Kanaanäischen Frau, wobei Jesus zu ihr spricht: „Dein Glaube ist groß“)
Die Studie ist auf Grund der Provenienz ein authentisches Werk von Oskar Ringler. Das Bild befand sich im Nachlass des Neffen Roland Beckh in Regensburg.
Lit.: Ow, Sigismund Felix Freiherr von: Zur Deutung der biblischen auf dem Grabmale der Margarethe Tucher von Peter Vischer im Dom zu Regensburg, in: VHVO 81, 1931, S. 126-128. Elisabeth MÜLLER-LUCKNER in: Karl BOSL (Hg.), Bosls Bayerische Biographie, Regensburg 1983, S.570. Ausstellungskatalog KATHOLIKENTAGE IM BISTUM REGENSBURG 1849-2014, Regensburg 2014, S. 220, 278f.