Dr. phil. Wolfgang Baumann
ANTIQUITÄTEN UND KUNSTHANDLUNG
gegr. 1909


 

Hirschbacher Kommode mit Vitrinenaufsatz,
1. Drittel 19. Jahrhundert

Nadelholz, original bemalt, originale Beschläge, Messingblech gedrückt und Messinggusszugringe, Kastenschlösser original, Schlüssel zum Aufsatz original, 2 Zugringe und ein gedrücktes Rundschild sind verloren; Glas des linken Aufsatztürchens mit Sprungansatz. Höhe mit Brettaufsatz 172 cm; Breite 122,5 cm; Tiefe 62 cm.

Auf einer dreischübigen Kommode steht ohne Beine ein Aufsatz mit einem durchgehenden Schubladen und mit darüber befindlichen zwei Türen mit je einer Glasfüllung. Die Schubladenböden sind eingenutet und an der Unterseite geschrubbt gehobelt. Der oberste Kommodenschubladen ist unten an der vorderen Kante des Bodenbrettes mit Bleistift original vom "Schreiner" nummeriert "N 1". Hier ist die Handschrift des Herstellers wohl aus der Familie Ecker überliefert. Die Kommodenrückwand ist stehend auf Nut in Form von zwei Füllungen eingeschoben, wobei ein Mittelbrett fest an Platte und Boden verdübelt ist. Ob man daraus statisches Denken eines Zimmermannes erschließen darf sei dahingestellt. Jedenfalls ist diese Konstruktion für einen normal ausgebildeten Schreiner der Biedermeierzeit nicht üblich.

Internet Museum Hirschbach:
"Zu den bekanntesten Kunstprodukten des Mühlviertels zählen neben den Hinterglasbildern aus Sandl auch die berühmten Bauernmöbel aus Hirschbach. Entstanden ist dieser Möbeltypus aus der Not der Zimmerleute dieser Gegend, die in den Wintermonaten oft keine Arbeit hatten. Hinzu kam, dass die Leute in Hirschbach im 18. und 19. Jahrhundert alles andere als begütert waren, sodass diese Notlage erfinderisch machte. Die Zimmerleute fertigten daher während des Winters immer wieder Möbel, obwohl dies verboten war und streng bestraft wurde. Von den bekannten Zimmerleuten sind vor allem die Werke der Familie Ecker aus Unterhirschgraben hervorzuheben. Geschnitzte und bemalte Rüstbäume zieren auch heute noch das Antlitz der Gemeinde Hirschbach."

Auffallend ist, dass das Möbel wegen der etwas übertrieben starken Dicke der verarbeiteten Holzbretter sehr schwer ist. Dies kann durchaus für einen Zimmerer als Hersteller sprechen.

Bedeutung:
Das Möbel befindet sich im authentisch überlieferten Zustand und zeigt verschiedene Gebrauchsspuren. Der Aufsatz ist makellos mit altem Firnis(?)-Überzug erhalten. Die Bemalung des rechten Aufsatz-Türchens wurde einmal gereinigt. Die Innenfassung der Schubläden und des Aufsatzes sind original erhalten. Das Möbel wäre für eine museale Präsentation eines unrestaurierten bemalten Möbels ideal geeignet.

Zurück