Dr. phil. Wolfgang Baumann
ANTIQUITÄTEN UND KUNSTHANDLUNG
gegr. 1909


 

Joseph Deutschmann
(Imst in Tirol 1717-1787 Passau)
Puttenkopf, Passau um 1760
Originalfassung wohl von Anton Scheitler, Faßmaler in Eggenfelden

Lindenholz geschnitzt
Höhe 25 cm. Preis auf Anfrage.


Der Tiroler Josef Deutschmann lernte zunächst bei dem Imster Bildhauer Baltasar Jais. 1739 ist er als Geselle in der Werkstatt des Passauer Klosterbildhauers Joseph Matthias Götz belegt, dessen Werkstatt er 1742 übernimmt. Deutschmanns ältere Schwester Therese ist die Mutter von Joseph Anton Zauner (1746-1822), der 1784 als Bildhauer Professor an der bedeutenden Wiener Akademie geworden ist. Zuvor hatte der Neffe bei seinem Onkel Josef Deutschmann in Passau zehn Jahre von 1756-1766 das Bildhauerhandwerk erlernt.
Deutschmann zählt zu den bedeutenden Bildhauern des bayerischen Rokoko. Da seine Werkstätte klein war, ist vieles von eigener Hand geschaffen worden. Berühmt sind seine dramatisch bewegten Kinderköpfe mit der atemberaubenden Stilisierung tief geschnittener Augen.
Der Spezialist Hubert Vogl, Verfasser einer Deutschmann-Monographie (Hubert Vogl: Joseph Deutschmann. Weißenhorn 1989), bestätigt in einer Expertise die Zuschreibung.

Ein Meisterwerk des bayerischen Rokoko

Dynamisch wendet sich der Puttenkopf nach links. Der seltene, unrestaurierte Zustand der Originalfassung respektiert die Spuren des Alters und damit die Geschichte dieser bayerischen Rokokoplastik.
Das Inkarnat ist warmtonig mit rötlichen Wangen gehalten und unterstreicht die weichen Formen des Kinderköpfchens. Die Augenlider treten stark hervor und verschatten die Augen - eine besondere Eigenheit von Deutschmanns Bildhauerkunst. Grübchen beleben das Kinn. Im Oberkiefer sind Zähnchen zu sehen und zeigen, daß der Kopf vom Bildhauer für die Untersicht konzipiert worden ist. Die Spuren des Schnitzmessers im Haarbereich und an den Flügeln verraten in ihrer parallelen Führung Joseph Deutschmanns Handschrift.
Der Puttenkopf stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Kanzel in der Wallfahrtskirche Frauentödling bei Kloster Aldersbach in Niederbayern. Die Kanzel von 1763 ist archivalisch für Joseph Deutschmann und den Faßmaler Anton Scheitler belegt. Bei der Überfassung der Kanzel im Jahre 1891 wurde unser Puttenköpfchen nicht mehr angebracht.

Vergleichbar ist ein Puttenkopf im Bayerischen Nationalmuseum(Höhe 21 cm, Inv.Nr. 30/673. Freundlicher Hinweis von Herrn Dr. Peter Volk, ehemals Bayerisches Nationalmuseum München).

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