Dr. phil. Wolfgang Baumann
ANTIQUITÄTEN UND KUNSTHANDLUNG
gegr. 1909


In diesen heil´gen Hallen
Kennt man der Rache nicht,
Und ist ein Mensch gefallen,
Führt Liebe ihn zur Pflicht.
Dann wandelt er an Freundes Hand
Vergnügt und froh in´s bess´re Land.

Arie des Sarastro in der Zauberflöte, 2. Akt, 3. Bild
Libretto von Emanuel Schickaneder
Musik von Wolfgang Amadeo Mozart

Ludwig Leonhard Schkler (1738-1807) - ein Regensburger Kaufmann und Freimaurer

Eine chronologische Übersicht


1738 Geburt von Ludwig Leonhard Schkler in Regensburg, Haus Kramgasse 6, Sohn des Kaufmannes Leonhard Balthasar Schkler

wohl vor 1760 Aufenthalt, Lehre in Holland, Ausbildung zum Ellenwarenhändler, zum Händler, der mit Stoffen handelt

1764 VI 24 Aufnahme des 26jährigen Schkler in der Amsterdamer Loge „Virtutis et artis Amici“. Schkler habe angeblich „mehrere Jahre in Holland zugebracht“.

In den folgenden Jahren Aufenthalte und Einladungen in Freimaurerlogen in England, Frankreich, Schweiz, Elsass.

vor 1767 Ludwig Leonhard Schkler heiratet Johanna Elisabeth, geborene Harrer. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: ein Sohn namens Johann Christoph Leonhard und drei Töchter, Theresia Elisabeth (wohl mit Wilhelm von Löffelholz verheiratet), Julie und Johanna. Dem Sohn Johann schrieb eine Verehrerin „F.D.“ aus Stadt am Hof 1805 in sein Stammbuch in Form eines Vierzeiler den oben (am Anfang zur Geschichte des Barockhauses) zitierten galanten Flirt.

1767 IV Schkler ist 1. Vorsteher der französischen Loge St. Charles de la Constance. Er teilt die Trennung und Gründung einer neuen deutschen Loge mit.

1767 V 1 der 29jährige Ludwig Leonhard ist Mitgründer (Nr. 3) der deutschsprachigen Regensburger Freimaurerloge "Die Wachsende zu den drei Schlüsseln". Die Gründung findet im Schklerschen Gartenhaus an der Kumpfmühlerstraße statt . Vorbild ist die Großloge in Den Haag. Nach holländischer Tradition wählt die Loge Farben, nämlich blau und weiß, aus. Weitere Mitgründer waren der Legationssekretär Carl Rudolf von Keller (Mitglied Nr. 1), der Regensburger Arzt Matthias Richeville (Nr. 2), der Regensburger Offizier Hieronymus Paul von Maemminger (Nr. 4), der Regensburger Kaufmann Johann Michael Stattmiller (Nr. 5), der Regensburger Kaufmann August Wolfgang Schöberle (Nr. 6), der Regensburger Kaufmann Esias Andreas Eberhardt (Nr. 7), der Regensburger Kaufmann Konrad Christian Keyser (Nr. 8), der Regensburger Kaufmann Johann Christof Vischer (Nr. 9).

1767-1771 „Ludwig Leonhard v. Schkler“ ist „ehrwürdiger Meister vom Stuhl“. Er läßt sich ein dreiteiliges Wappen entwerfen. Das Familienwappen zeigt drei Schlegel.

vor 1771 aus Lyon wird der Kaufmann Franz Joseph Hegii in die Regensburger Loge als 34. Mitglied aufgenommen. Lyon war das Zentrum der französichen Seidenstoffherstellung im 18. Jh., ein Ort, der für die Ellenwarenhandlung Schkler als Bezugsquelle sicher von Bedeutung war.

Die Regensburger Loge gründete 11 Tochterlogen, darunter in Wien, München, Dresden, Görlitz, Hannover, Passau, Ulm und in Ungarn Neusohl.

Nach den neuesten Erkenntnissen des Regensburger Kunsthistorikers Eugen Trapp (Juli/August 2010) gehörte im Westen der Stadt das Gartenhaus Weitoldstr. 6, ein Bau mit achteckigem "Belvedere"-Turm und einem Garten unserem Ludwig Leonhard Schkler. Befunduntersuchungen in dem Gebäude lassen vermuten, dass hier eine Abfolge von Räumen für die Nutzung als Freimaurerloge ausgemalt worden ist. Sollte diese Hypothese bestätigt werden, wäre das eine Sensation für Regensburg; die einzige erhaltene Loge des 18. Jahrhunderts in Bayern.

1769 Ausmalung einer Freimaurerloge durch Johann Nepomuk Schöpf (1733-1798) und J.J. Sorg (1741-1823) vermutlich im Schklerschen Gartenhaus in der Weitoldstr. 6 in Regensburg, wohl nicht im Gasthaus „Goldenes Kreuz“.

1772 Freimaeurer Lieder mit neuen Melodien / Comparavit L. Tobias Waldemann Staetter Minorito Ratisb. / Regensburg 5772.

1775 IV 11 Ein Grundriß vom schklerischen Garten und Haus am Weg nach Kumpfmühl gelegen (im Bereich der heutigen Helenenstraße) wurde dem Senat vorgelegt. Das Gartenhaus stammte aus dem Vermögen seiner Frau, einer geborenen Harrer.

1775 Konkurs der Faktorei Schkler.

1777-1779 Schkler ist wieder „Meister vom Stuhl“

l784 Ludwig Leonhard Schkler eröffnet vier Jahre nach dem Tod seines Vaters eine eigene Warenhandlung

1787 Gründung des „Orden der wahren Patrioten und der wahren Menschenfreunde“, Schkler ist Mitglied unter dem Namen „Ludwig der 1ste“

1788 VII 14 Emanuel Schikaneder (geb. 1751, 1787 Leitung des fürstlichen Hoftheaters in Regensburg) wird Mitglied der Regensburger Loge und lernt hier die Freimaurerei kennen. Er schrieb das Libretto für die Oper "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeo Mozart. In dieser 1791 uraufgeführten Oper erleben die Ideale der Freimaurerei ihren musikalischen Höhepunkt.

1789 Vorbereitung von Zimmern im Gasthaus „Goldenes Kreuz“ zum ersten Besuch von Erbprinz Karl Alexander von Thurn und Taxis, der in die Loge aufgenommen wird.

1799 Fürst Karl Alexander von Thurn und Taxis ist Meister vom Stuhl. Die Loge wird ihm zu Ehren umbenannt in: „Carl zu den Drei Schlüsseln“

1800 Ludwig Leonhard Schkler verfasst ein 197 Seiten starkes Gesangbuch: Gesangbuch der gerechten und vollkommenen Loge „Carl zu den drei Schlüsseln“ in Regensburg. (Freimaurerloge Regensburg, Sign.: 0194.5/5220) - Lit.: Ausstellungskatalog Regensburg 1803. Regensburg 2003, Kat.Nr. 33 c.

1802 I 11 Bei ihrem ersten Besuch der Regensburger Freimaurerloge, wohl einer Festveranstaltung mit Festessen, trat die Fürstin Therese von Thurn und Taxis (1773-1839), Gemahlin von Fürst Karl Alexander von Thurn und Taxis - des Meisters vom Stuhl - in den Logen-Farben „weiß und himmelblau“ so gekleidet auf wie sie eine Miniatur von Carlo Restallino (Preis auf Anfrage) vorstellt. Auch ihr Schmuck war passend zu den Farben Weiß und Blau ausgewählt.

Das Halbfigurenporträt zeigt die attraktive Fürstin Therese von Thurn und Taxis – Schwester der berühmten Königin Louise von Preussen – gekleidet in der neuesten Mode des Empirestiles. Die Miniatur auf Elfenbein dürfte anlässlich des nachgewiesenen Regensburgaufenthaltes des jungen Künstlers entstanden sein. Der Italiener Carlo Restallino, 1776 in Domodossola geboren, war Schüler von Math. Klotz und dem Münchner Maler Johann Jakob Dorner dem Älteren. Der Miniaturmaler war kurzzeitig in Regensburg, Dresden, Berlin, Karlsruhe und Frankfurt/Main tätig, bis er 1820 in München eine Anstellung als Zeichenleherer erhielt. 1864 verstarb Restallino in München.

1807 VIII 31 Tod von Ludwig Leonhard Schkler, 69 Jahre alt

aktualisiert 30.07.2011

Lit.: Thilo BAUER, Regensburger Freimaurer. Ihre Geschichte und Literatur im 18. und 19. Jahrhundert. Regensburg 2001.

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