Dr. phil. Wolfgang Baumann
ANTIQUITÄTEN UND KUNSTHANDLUNG
gegr. 1909


 


Lorenz Luidl (1645-1719) zugeschrieben,
Madonna mit Kind,
Landsberg am Lech um 1690.


Lindenholz, authentischer Zustand mit perfekt erhaltener, originaler Inkarnatfassung,
Höhe 95 cm.

Maria mit dem segnenden Christkind auf dem linken Arm steht in königlicher Haltung vor uns. In ihrer rechten Hand hält sie ein Zepter. Mit Ausnahme des Zepters, von einigen Fingerspitzen, den beiden Kreuzchen auf der Krone und der Weltkugel, sowie einigen Schmucksteinen auf der Krone zeigt die Barockplastik authentische, unrestaurierte Oberflächen.
Der Palmesel in Landsberg am Lech von 1671 kommt stilistisch – Beschaffenheit der Faltendrapierungen – unserer Madonna am nächsten. Auch die gewisse Steifheit der Körperhaltung oder nennen wir sie positiv, die hieratisch aufrechte Attitüde, spricht für Lorenz Luidl.
Das besonders schöne, höfisch blasse Inkarnat mit den rötlichen Wangen ist sehr gut erhalten und verleiht der Figur ihren besonderen Charme der Epoche Max Emanuels von Bayern.

Das Lüsterweibchen im Vergleich zur Madonna mit Kind
Etwaige Zweifel an der Zuschreibung beseitigt das Lüsterweibchen im Museum in Landsberg am Lech. Der Experte für Augsburger Barockbildhauer Adolf Schädler hat die Plastik im Kunsthandel in Los Angeles entdeckt. Die „Zugehörigkeit … zum Werk des Landsberger Bildhauers Lorenz Luidl sei ganz eindeutig, als Entstehungszeit kommen die Jahre um 1690 in Betracht.“ (Hanns HAMBERGER, Gewinn der Heimat: Glücklicher Erwerb wertvoller Landsberger Plastiken, in: Schönere Heimat, Erbe und Auftrag 1982, Heft 2, S. 352 und Abb. S. 351)
.

Die scharfkantige Schulterfalte links vom Betrachter aus gesehen, deren untere Hälfte als Hohlkehle ausgebildet ist kommt in kleinerer Variation auch an dieser Position bei unserer Madonna vor. Das Antlitz, die Augen, die eingestochenen Mundwinkel, sowie die rechte Hand zeigen dieselbe „Handschrift“ bei Madonna und Lüsterweibchen. Die Kunsthändlerin in Los Angeles, eine Enkelin des alten Bernheimers in München, erzielte über 25.000,-- DM für das Lüsterweibchen. Mit Restaurierung und Transport kostete das Werk schließlich 31.000,-- DM.

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