Dr. phil. Wolfgang Baumann
ANTIQUITÄTEN UND KUNSTHANDLUNG
gegr. 1909


 


Einer der Hauptmeister der Münchner Goldschmiedekunst der Barockzeit
Franz Kessler (Meister 1664-1717),
Ein Paar Messkännchen Aqua und Vinum mit Tablett,
München um 1680/1700

Silber, 9,5 cm, Tablett 17,5 cm; 25 cm; 325 gr. Tablett und Kännchen gestempelt mit dem Meisterzeichen „FK“ im Oval und dem Beschauzeichen der Stadt München, dem Münchner Kindl, alle Teile mit Tremolierstich, Vinumkännchen innen original feuervergoldet 20.000 Euro Lit.: M. ROSENBERG, Der Goldschmiede Merkzeichen, 3445, 3507.
Die Messkännchen und das Tablett sind publiziert in: WEINMÜLLER, Ausstellung anlässlich der 100. Auktion, München 1966, Kat. Nr. 89 mit Abb.

Die sogenannte Messgarnitur, Aqua und Vinumkännchen mit Tablett, ist reich mit üppigem Akanthuslaub dekoriert und gehört in die Zeit um 1680 bis 1700. Das getriebene, sich einrollende Laubwerk ist fein ziseliert und graviert. Die Qualität steht den Augsburger Silberarbeiten keinesfalls nach. Münchner Goldschmiedearbeiten sind selten, da hier viel weniger produziert worden ist als in Augsburg, das nahezu den ganzen europäischen Markt belieferte.

„Keßler begann seine Lehre 1652 in München bei seinem Vetter und Landsmann, dem Goldschmied Franz Oxner, der 1664 zum Hofgoldschmied ernannt wurde. Sein Meisterstück, ein Kelch (1664), wurde vom kurfürstlichen Hof erworben. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um den Kelch der Tegernseer Pfarrkirche, ein Geschenk des Kurfürst Ferdinand Maria. Die Meistermarke Keßlers zeigt seine Initialen in einem Oval und ermöglicht uns heute eine Zuordnung seiner Werke. Fünf Silberarbeiten sind mit einer abweichenden Marke, mit den Initialen „FK“ im Rechteck, gestempelt; M. Rosenberg schließt sie dem Oeuvre Keßlers als fraglich an. 1683-89 übte Keßler das Amt eines Beschaumeisters (Vierer) der Münchener Goldschmiedezunft aus. Die etwa 70 bekannten Arbeiten seines umfangreichen Werks sind vorwiegend im südostbayerischen Raum verbreitet. Keßler spezialisierte sich vor allem auf liturgische Geräte. Seine zahlreichen Kelche (30 sind bekannt) sind von Vorbildern aus Augsburg beeinflußt, dem Zentrum der Goldschmiedekunst jener Zeit. Für die sakrale Goldschmiedekunst im Barock ist eine Sonnenmonstranz in der Theatinerkirche in München charakteristisch, in die Teile des Brautschmucks der Kurfürstin Adelheid von Savoyen, der Gemahlin des Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern, eingesetzt sind. Prunkvoll ausgestattet sind die Monstranzen mit dem Motiv der Wurzel Jesse im Bayerischen Nationalmuseum (München) und die 1697 geschaffene Monstranz in Altfraunhofen bei Vilsbiburg. Von Bedeutung sind vollplastische Silberfiguren, vor allem die Marienfigur, die im Bürgerspital zum Heiligen Geist in Würzburg aufbewahrt wird. Von einigen Silberbüsten seiner Hand seien die des heiligen Sigismund und des heiligen Korbinian (beide 1685) im Dom zu Freising angeführt. Seine profanen Arbeiten beschränken sich auf Fassungen, wie die vergoldete Silbermontierung eines Elfenbeinhumpens mit bacchischen Szenen im Bayerischen Nationalmuseum (München). > Keßler gilt als einer der Hauptmeister der Münchener Goldschmiedekunst in der Barockzeit.“ (Praël-Himmer, Heidi, „Keßler, Franz“, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 548 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd123970768.html)

Hubel zählt in seinem Werk Kostbarkeiten aus kirchlichen Schatzkammern. Goldschmiedekunst im Bistum Regensburg sieben Werke von Franz Kessler auf (Kat. Nr. 290-296) auf: „Er dürfte wohl der am meisten beschäftigte und leistungsfähigste Meister seiner Zeit in München gewesen sein (Ebd. S. 131f. URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd123970768.html) Die Pfarrkirche Mariae Heimsuchung in Anzenberg bei Massing in Niederbayern besitzt eine Sonnenmonstranz mit Akanthusdekor von Kessler und Eggenfelden einen Kelch (Kunstdenkmäler Bayerns, Niederbayern, Bd. VIII Bezirksamt Eggenfelden, München 1923, S. 16 und 50).

Literatur: M. Frankenburger, Die Alt-Münchner Goldschmiede u. ihre Kunst, 1912, S. 178 ff., 368 ff. (W-Verz.), 480; Kat. d. Ausstellung „Bayern, Kunst u. Kultur“, 1972, S. 215, Nr. 852 u. 1190; M. Hering-Mitgau, Barocke Silberplastik in Südwestdtld., 1973, S. 25, Anm. 6, 96, 100, 103 f.; M. Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen II, 31923, Nr. 3507 f.; ThB (W-Verz.).

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